Schweinegrippe: Furcht vor Virus-Mutation
BERLIN/STOCKHOLM (dpa). Die Schweinegrippe breitet sich weiter aus. Nach Daten des EU-Zentrums für Seuchenkontrolle ECDC stieg die weltweite Zahl der nachgewiesenen Fälle innerhalb eines Tages um mehr als 200 auf 1269. Insgesamt seien jetzt 21 Länder betroffen, 11 davon in Europa.
Veröffentlicht:Das berichteten die ECDC-Experten in Stockholm am Dienstagmorgen. In Deutschland bestätigte das Robert Koch-Institut (RKI) den neunten Schweinegrippefall. Der infizierte 38-jährige Mann aus dem Harzkreis in Sachsen-Anhalt sei ebenfalls ein Mexiko- Rückkehrer, sagte RKI-Präsident Jörg Hacker.
Der Verlauf der Krankheit sei bei dem Patienten jedoch so leicht, dass er zu Hause isoliert werde, berichtete Hacker. Darüber hinaus würden zurzeit sechs weitere Verdachtsfälle geprüft. Der RKI-Präsident sieht für Deutschland "eine gewisse Stabilisierung der Lage", aber noch keinen Grund zur Entwarnung. Auch in den kommenden Tagen sei mit einzelnen Grippefällen zu rechnen. Die Viren seien leicht übertragbar und veränderten ständig ihr Erbgut. Daher habe die Schweinegrippe auch weiter Potenzial, sich auszubreiten. Eventuell könne bereits im Sommer ein Impfstoff zur Verfügung stehen.
Nach Auskunft des ECDC werden in Europa alle Krankheitsverläufe bisher als mild eingestuft. ECDC-Sprecher Angus Nicoll warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen: "Pandemien sind äußerst schlüpfrige Kreaturen, und sie können sich vor aller Augen verändern."
Die WHO begann mit der Verteilung von 2,4 Millionen Dosierungen von Antigrippemitteln an 72 bedürftige Länder, darunter auch Mexiko. Dort sind 802 Menschen infiziert, 26 davon starben. Dennoch sehen die Gesundheitsbehörden eine abflauende Gefahr durch die Grippe-Epidemie.
Die mexikanische Regierung ordnete die schrittweise Öffnung der Schulen ab Donnerstag an. Die Grundschulen und Mittelstufen sowie die Kindergärten sollen am kommenden Montag wieder geöffnet werden.
In China landete ein Flugzeug, um rund 70 unter Quarantäne gestellte Mexikaner aus verschiedenen chinesischen Städten nach Hause zu fliegen. Die Stadtregierung von Hongkong entschuldigte sich bei den rund 200 Gästen und 100 Angestellten eines Hotels, das komplett unter Quarantäne steht, für die drastische Maßnahme. Hongkongs Verwaltungschef Donald Tsang beharrte jedoch auf der einwöchigen Isolierung. Bei einem Mexikaner, der in dem Hotel übernachtet hatte, war das neue H1N1-Virus nachgewiesen worden.