KOMMENTAR

Selektion muss vermieden werden

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, dass in Deutschland weibliche Föten abgetrieben werden, weil Familien ausschließlich einen Sohn haben wollen. Gleiches gilt für das Szenario, dass vielen männlichen Ungeborenen ein solches Schicksal droht, weil das einzige Kind unbedingt ein Mädchen sein soll. Dennoch hinterlässt die Vermarktung eines genetischen Tests zur frühzeitigen Geschlechtsbestimmung bei Föten ein ungutes Gefühl. Die Frage bleibt: Wozu braucht man diesen Test, wenn es nicht um Selektion geht?

Das Argument des Herstellers PlasmaGen, die werdenden Eltern wollten früh die richtige Ausstattung für Sohn oder Tochter kaufen, überzeugt nicht. Dafür bleibt genügend Zeit, wenn das Geschlecht des Kindes im Ultraschall erkennbar wird.

PlasmaGen will Missbrauch darüber verhindern, dass der Test ausschließlich über niedergelassene Gynäkologen läuft und die Ärzte angehalten sind, die Ergebnisse nicht vor der zwölften Schwangerschaftswoche bekannt zu geben. Warum wird dann damit geworben, dass der Test bereits ab der achten Woche möglich ist? Ist er erst einmal gemacht, wird es auch Wege geben, das Ergebnis zu erfahren.

Wegen ihrer Vertrauensstellung könnten Ärzte, die sich an der Abwicklung des Tests beteiligen, seiner Verbreitung Vorschub leisten. Sie sollten sich genau überlegen, ob sie das wirklich wollen - bei einem Verfahren, das wichtige ethische Fragen offen lässt.

Lesen Sie dazu auch: Tests zur Geschlechtsbestimmung lösen Skepsis aus

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Drei alltagstaugliche Techniken

Schlagfertiger werden: Tipps für das Praxisteam

„Ich mag es, wenn viel los ist“

Ärztin, Mutter, Forscherin: Diana Ernst tanzt gerne auf vielen Hochzeiten

Lesetipps
Ein Vater und seine Tochter sitzen am Steg eines Badesees

© Patrick Pleul/dpa

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!