KHK

Sex in der Sauna - gesund für Herzkranke?

Freizeitaktivitäten und Intimleben sind entscheidend für die Lebensqualität – auch für die herzkranker Patienten. Was ist gefährlich bei KHK?

Von Peter Stiefelhagen Veröffentlicht:
Saunieren kann Herz und Kreislauf belasten (Symbolbild mit Photomodellen).

Saunieren kann Herz und Kreislauf belasten (Symbolbild mit Photomodellen).

© kali9 / iStock

Darf ich weiter in die Sauna gehen? Das fragen viele Patienten, die ein kardiovaskuläres Ereignis durchgemacht haben. Saunagänge können das kardiovaskuläre System belasten: Die Gefäße erweitern sich, der Gefäßwiderstand sinkt, das Herzminutenvolumen (HZV) wird gesteigert, was wiederum zu Blutdruckabfall und erhöhter Pulsfrequenz führt.

Die gute Nachricht: Je häufiger ein Mensch in die Sauna geht, desto geringer ist sein Risiko für einen akuten Herztod, hat eine finnische Studie ergeben. In dem skandinavischen Land gilt die Sauna daher als Apotheke der Armen, hat Privatdozent Dr. Felix Post aus Koblenz auf der Jahrestagung der niedergelassenen Kardiologen (BNK) berichtet. In der Untersuchung hatten Patienten, die vier- bis siebenmal wöchentlich in die Sauna gingen, ein deutlich geringeres Herztodrisiko als jene mit nur einem Saunabesuch pro Woche. Und je länger sie schwitzten, desto besser war es für sie: Personen, die sich länger als 19 Minuten in der Sauna aufhielten erlitten seltener einen akuten Herztod als solche, deren Saunagänge weniger als elf Minuten dauerten.

Saunabesuch ist meist unbedenklich

Zwischen 1992 und 2003 wurde in der wissenschaftlichen Literatur über 77 Todesfälle im Zusammenhang mit einem Saunabesuch berichtet. Fast drei Viertel der Betroffenen seien stark alkoholisiert gewesen (über 1,5 Promille) und jeder neunte habe Sex in der Sauna gehabt, berichtete der Kardiologe. In einer schwedischen Studie traten nur 1,7 Prozent von 6175 ausgewerteten Fällen von plötzlichem Herztod binnen 24 Stunden nach Saunabesuch auf.

Bei Patienten mit ventrikulären Arrhythmien ging nach regelmäßigen Saunabesuchen (zweimal pro Woche) die Rate der Tachykardien auf ein Viertel zurück. Auch eine Herzinsuffizienz verbesserte sich. Von 15 Patienten mit NYHA III erreichten durch die Sauna zehn Patienten ein NYHA-Stadium II. Gleichzeitig nahmen die BNP-Werte deutlich ab.

Darüber hinaus senkten regelmäßigen Saunabesuche den Blutdruck, die Endothelfunktion verbesserte sich und Angina pectoris-Anfälle wurden seltener. "Nach diesen Daten scheint Sauna für Patienten nach einem Myokardinfarkt nicht gefährlich zu sein", so Post. Doch müssten Kontraindikationen beachtet werden. Dazu gehören akutes Koronarsyndrom, Aortenstenose, hyperthrophe Kardiomyopathie, floride Endokarditis und Medikamente wie Nitrate und PDE-5-Hemmer.

Sport ist nicht immer gesund

Sport ist nicht ohne Risiko, betonte Post. Fünf Prozent aller Fälle von plötzlichem Herztod ereignen sich bei sportlichen Aktivitäten, wobei das Risiko mit dem Alter wächst. "Interessant ist, dass Frauen sehr viel seltener betroffen sind, der Frauenanteil liegt bei nur 5%", so Post.Überraschend sind die Ergebnisse einer Studie, bei der drei Gruppen gebildet wurden: Gruppe 1 trieb weniger Sport als empfohlen, Gruppe 2 hielt sich an die Empfehlungen und Gruppe 3 war sportlich aktiver als empfohlen. Ergebnis: Nach 25 Jahren habe Gruppe 3 beim koronaren Kalkscore am schlechtesten abgeschnitten. Entscheidend ist die Dosis: Bei Marathonläufern treten nach Studiendaten auf den letzten acht- bis zehn Kilometer die meisten Todesfälle auf. Und im Vergleich ist Schwimmen mit dem geringsten und Radfahren mit dem höchsten Todesrisiko assoziiert, das Risiko steigt um das Siebenfache. Joggen liegt dazwischen.

"Die Frage, ob Ausdauersport gesund ist, muss man mit `jein´ beantworten", so Post. Gefährlich ist, wenn Betroffene sich zu viel abverlangen. Sport sei so potent wie ein Medikament und müsse deshalb wie ein Medikament individuell dosiert werden und man müsse den Beipackzettel kennen.

Viele KHK-Patienten haben Angst vor sexuellen Aktivitäten, aber nur wenige sprechen das Thema beim Arzt an. Jeder zweite Mann mit KHK hat eine erektile Dysfunktion, bei Herzinsuffizienz-Patienten sind es sogar 80 Prozent. "Das Risiko einer sexuellen Aktivität wird jedoch überschätzt", so Post. Beim Sex steige der Blutdruck nur auf 160/90 mmHg, die Pulsfrequenz auf 120/min und es dauere auch nur zwei bis drei Minuten, bis sich Herzfrequenz und Blutdruck nach dem Sex wieder normalisiert haben. Die Sex-assoziierte Infarktrate liegt bei ein Prozent, wobei das Risiko ein bis zwei Stunden nach Geschlechtsverkehr am höchsten ist. 70 Prozent aller Todesfälle beim Sex ereigneten sich zudem bei außerehelichen Aktivitäten, berichtete Post weiter.

"Das Risiko für einen akuten Herztod beim Sex ist deutlich niedriger, als das Risiko von einem Blitz getroffen zu werden", so der Kardiologe. Beim sexuellen Vorspiel sei der Körper ähnlich stark belastet wie beim Geige spielen, und die Belastung beim Orgasmus sei ähnlich hoch wie beim Golfen. Gartenarbeit sei im Übrigen gefährlicher für Patienten als Sex.

Je häufiger Patienten Sex haben, desto geringer scheint nach Studiendaten ihr Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis zu sein. Das Fazit von Post: "Sexuelle Aktivität ist sinnvoll für Patienten die drei bis fünf metabolisches Äquivalente (MET) ohne Angina pectoris, Dyspnoe, Zyanose, Hypotension, Arrhythmien oder ST-Streckensenkungen leisten können, ebenso für herzinsuffiziente Patienten im Stadium NYHA I und II und auch für Träger von implantierbaren Kardioverterdefibrillatoren."

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 13.01.201815:08 Uhr

Vorsicht, Fehlinterpretation!

Mit dem akuten Koronarsyndrom (ACS), Myokardinfarkt (MI) oder plötzlichen Herztod (sudden unexpected cardiac death = SUCD) bei oder nach dem Saunabesuch ist es genauso problematisch wie mit ACS/MI/SUCD bei oder nach dem Sex:

Beides sind nicht nur Ausnahmesituationen innerhalb der 86.400 Sekunden, die ein Tag mit 24 Stunden andauert, sondern nur scheinbar relativ seltene akute Krankheitsmanifestationen im Jahresverlauf mit seinen 365 Tagen. Denn die tatsächlichen Risiken schwerer Komplikationen einer KHK müssen doch immer auf den zeitlichen Verlauf und die Dauer spezieller Verrichtungen bezogen bzw. mit den allgemeinen jährlichen Inzidenz-/Prävalenz-Ereignisrisiken verglichen werden.

Schwer Schnee schippen an einem eiskalten Morgen bedeutet bei KHK auch ein wesentlich höheres inzidentelles Angina pectoris- und Infarkt-Risiko, als in aller Ruhe auf den professionellen Schnee-Räumdienst zu warten.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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