Umdenken nötig

Sind die Gene Schuld an Magersucht

Meist werden psychische Ursachen als Auslöser für Anorexia vermutet. Doch der Auslöser könnte auch genetisch sein hat ein internationales Wissenschaftler-Team jetzt herausgefunden.

Veröffentlicht:
Revolutionäre These: Magersucht könnte an den Genen liegen.

Revolutionäre These: Magersucht könnte an den Genen liegen.

© Dmitry Ersler / Fotolia

ESSEN. Ein Gen, das Anorexia nervosa begünstigt, hat eine internationale Forschergruppe unter Leitung der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) ausmachen können (Am J Psych 2017; online 12. Mai).

Die Forscher analysierten die Daten von insgesamt 3495 Anorexie-Patientinnen sowie 10.982 Teilnehmerinnen ohne Anorexie. Alle Daten wurden in der "1000 Genome-Studie" erfasst.

Dabei entdeckten die Forscher das relevante Gen auf dem Chromosom 12. "Diese Region wurde bereits mit Diabetes mellitus Typ 1 und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht", wird Studienautorin Professor Anke Hinney in einer Mitteilung der Universität zitiert.

Zusammenhang mit anderen Krankheiten möglich

"Magersucht könnte so mit weiteren Erkrankungen verknüpft sein – etwa mit Schizophrenie beziehungsweise Neurotizismus: Die Gene, die dafür empfänglich machen, überlappen sich."

Erstaunlicherweise fanden die Forscher zudem Hinweise darauf, dass es überlappende Mechanismen zwischen Anorexie und verschiedenen metabolischen Phänotypen gibt. "Diese Entdeckungen können das bisherige Verständnis der Anorexie nachhaltig verändern: Eine psychiatrische Störung mit einem physiologischen Hintergrund eröffnet völlig neue und bislang unerwartete Therapieoptionen", so Hinney. Außerdem könne die genetische Ursache die Betroffenen entlasten.

AN sei ein komplexer genetisch bedingter Phänotyp, für den nun zum ersten Mal ein signifikanter genetischer Lokus entdeckt worden sei, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Publikation. Die Krankheit habe eine signifikante genetische Assoziation mit psychiatrischen und metabolischen Erkrankungen.

Die Ergebnisse legten daher nahe, die Anorexie neu einzuordnen als eine Krankheit mit psychiatrischen und metabolischen Ätiologien, regen die Wissenschaftler an. (eb/bae)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung