Sind die kleinen Gallenwege entzündet, muss die Therapie schnell beginnen

Sind die kleinen Gallenwege entzündet, ist UDCA das Therapeutikum der Wahl. Es gibt Ansätze für weitere Optionen.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Histologischer Schnitt bei primär biliärer Zirrhose.

Histologischer Schnitt bei primär biliärer Zirrhose.

© Falk Foundation

WIESBADEN. In die Gruppe der cholestatischen Leber-Erkrankungen gehört die primär-biliäre Zirrhose (PBC). Die PBC zeichnet sich durch eine chronisch-destruierende, nicht eitrige Entzündung der kleinen intrahepatischen Gallenwege aus.

Die Prävalenz liegt bei 24 bis 49 pro 100.000. Klinische Zeichen einer PBC sind Abgeschlagenheit, Pruritus oder Ikterus. "Frühe Marker sind erhöhte Werte von alkalischer Phosphatase und ?-GT sowie erhöhte IgM-Titer", sagte Professor Frank Lammert aus Homburg/Saar.

Er beklagte, dass solche Patienten zu selten auf antimitochondriale Antikörper (AMA) untersucht würden. "Ein AMA-Titer von 1:40 oder mehr sichert die Diagnose PBC eindeutig", so der Hepatologe bei einer Veranstaltung der Falk Foundation.

Therapiestandard ist weiterhin die Ursodeoxycholsäure (UDCA, etwa Ursofalk®). Werden PBC-Patienten im Frühstadium der Erkrankung damit behandelt und sprechen sie auf die Therapie an, entspreche die Lebenserwartung jener von Menschen ohne PBC.

Die Wirkung der UDCA beruhe dabei auf pleiotropen Effekten. UDCA habe etwa detoxifizierende und anti-apoptotische Effekte und reduziere die Gallensäureretention der Hepatozyten.

"Sprechen die Patienten hingegen schlecht an, ist die Lebenserwartung um ein Drittel verkürzt", sagte Lammert. Optionen seien dann Steroide, Mycophenolat-Mofetil (MMF), Methotrexat und Colchicin. Dabei haben sich Kombinationstherapien bewährt, etwa aus UDCA und Budesonid. Beide Wirkstoffe stimulierten den Bikarbonat-Austauscher AE2, wodurch der Bikarbonat-Schirm rekonstituiert werde. Dieser Schirm sei wichtig, um toxische Gallensäuren zu entgiften.

"Etwa fünf Prozent der PBC-Patienten haben auch eine Autoimmun-Hepatitis", sagte Lammert. Bei diesen Patienten habe sich eine Dreier-Kombi aus UDCA, Prednison und UDCA bewährt.

In klinischen Studien werde derzeit die Obeticholsäure (OCA) bei PBC-Patienten getestet, so Lammert. OCA ist ein potenter Agonist des zentralen nukleären Gallensäurenrezeptor FXR (Farnesoid-X-Rezeptor). In Phase-II-Studien konnten mit OCA bei Patienten mit PBC Ansprechraten von 40 bis 70 Prozent erzielt werden.

Ursache des Pruritus bei PBC seien erhöhte Lysophosphatidsäure-Werte, so Lammert. Werde dieses Autotoxin gehemmt oder sein Rezeptor blockiert, könnte das ebenfalls ein neuer Therapieansatz sein.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vergleich mit offener Operation

Laparoskopische Ulkuschirurgie ist der Goldstandard

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an