Krebs

Sport so wichtig wie ein Medikament

Wenn Krebskranke Sport treiben, können sie damit die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren.

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Auch im Winter sollten Krebskranke Sport treiben.

Auch im Winter sollten Krebskranke Sport treiben.

© ARochau / fotolia.com

BERLIN. Sport mindert Studien zufolge nicht nur die Nebenwirkungen einer Krebstherapie, sondern steigert auch sich die Leistungsfähigkeit und das Selbstbewusstsein wird gestärkt - was die Lebensqualität enorm verbessern kann.

Doch nicht nur das: Körperliche Aktivität hat auch direkte Einflüsse auf die Entstehung von Krebs und den Verlauf einer Krebserkrankung.Darüber informiert die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. in ihrem "Thema des Monats".

Wer regelmäßig Sport treibt, beugt einer Krebserkrankung vor. Man geht heute davon aus, dass sportlich aktive Menschen ihr Risiko, an Krebs zu erkranken, durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent reduzieren können.

Wenn dennoch Krebs auftritt, haben Patienten, die vor ihrer Erkrankung regelmäßig Sport getrieben haben, nachweislich ein geringeres Rückfallrisiko.

Auch der Neueinstieg in den Sport wird belohnt

Aber auch bislang eher inaktive Patienten können noch von einer Änderung ihres Lebensstils profitieren: Körperliche Aktivität nach einer Tumorerkrankung reduziert nachweislich die Gefahr eines Rückfalls und erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine dauerhafte Heilung.

Dieser Effekt kann sich je nach Tumorart im gleichen Maße vorteilhaft auswirken wie eine Chemo- oder Antihormontherapie.

Besonders gut erforscht ist dies bisher für Brust-, Darm- und Prostatakrebs. Aber auch für Leukämie- und andere Krebspatienten wurden in Studien schon positive Effekte gezeigt.

Die biologischen Mechanismen, die erklären, warum Sport einen direkten Einfluss auf Krebs hat, sind noch weitgehend unbekannt. Das hat auch damit zu tun, dass das Wachstum von Tumoren von sehr komplexen Vorgängen abhängig ist.

Da körperliche Aktivität fast alle Organsysteme anregt und auch das Gehirn beeinflusst, wirkt sich dies offenbar auch auf die der Krebsentstehung zugrunde liegenden Faktoren aus.

Sport bringt den Energiehaushalt auf Touren und hilft, ein gesundes Körpergewicht zu halten. Er hat zudem positive Effekte auf die Psyche, was sich wiederum auf die allgemeine Befindlichkeit und auf das Immunsystem auswirkt.

Als tumorspezifische Effekte kommen zudem der Einfluss auf Sexualhormone, antioxidative Wirkungen oder eine Verbesserung von DNA-Reparaturmechanismen infrage, ebenso die Verringerung von Insulin und körpereigenen Botenstoffen (z. B. IGF, Interleukin, TNF).

Dazu kommen weitere Mechanismen, die für bestimmte Krebsarten entscheidend sind: Durch die Anregung des Stoffwechsels wird beispielsweise die Kontaktzeit möglicher krebserregender Stoffe in Magen und Darm verkürzt.

Bei Frauen mit hormonabhängig wachsendem Brustkrebs senkt Sport den Östrogenspiegel in Blut und Gewebe - ebenso wie eine medikamentöse antihormonelle Therapie.

Welche und wie viel Bewegung ist ratsam?

Zwischen der Menge an Sport und der Anti-Krebs-Wirkung gibt es einen direkten Zusammenhang: Je mehr Bewegung, umso größer der Effekt. Krankengymnastik allein reicht also nicht aus.

Als besonders vorteilhaft hat sich bisher ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining erwiesen, mit zusätzlichen Elementen zur Schulung von Flexibilität und Koordination. Idealerweise sollte man sich 18-25 MET* pro Woche sportlich betätigen.

Besonders viele MET pro Stunde verbrauchen Krebskranke beim Schwimmen (8), Fußballspielen, Skifahren oder Joggen (je 7). Aber auch häusliche Tätigkeiten wie Holzhacken (6), Gartenarbeit (5) und Rasenmähen (5,5) füllen schnell das MET-Konto.

Wer es lieber etwas ruhiger angehen lassen möchte, kann auch mit mehreren Stunden Walken (4), Spazierengehen (3) oder Radfahren (4) auf das wöchentliches MET-Soll kommen.

Der griechische Arzt Hippokrates (460-463 v. Chr.) wusste schon vor 2500 Jahren: "Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundung gefunden."

Wie Recht er damit gerade in Bezug auf Krebspatienten hatte, wird in den letzten Jahren immer besser erkannt. (eb)

*MET (metabolic equivalent task) ist die Einheit für den Stoffwechsel bei körperlicher Aktivität; 1 MET entspricht dem Energieverbrauch von 1kcal pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde.

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