Reproduktionsmedizin

Strategien bei unerfülltem Kinderwunsch

Paare mit Kinderwunsch suchen nach medizinischen Lösungen, falls es mit der Schwangerschaft nicht klappt. In Münster haben sich Experten aller Fachrichtungen mit dem Thema beschäftigt.

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MÜNSTER. Ungewollt kinderlos sind mehr als sechs Millionen Deutsche. Dass eine Schwangerschaft ausbleibt, liegt nach Auskunft von Reproduktionsmedizinern je zur Hälfte beim Mann oder der Frau. Zu den Ursachen zählen verschiedene Krankheiten, aber etwa auch Krebstherapien, sagten Experten bei einem Fachkongress am Freitag in Münster.

Beispiel Krebs: Trotz einer Chemotherapie oder Bestrahlung müssen Patienten nicht kinderlos bleiben. Die Reproduktionsmedizin könne in vielen Fällen helfen, sagten Fachärzte.

Spermien, unbefruchtete Eizellen oder Eierstockgewebe können vor der Krebstherapie konserviert und aufbewahrt werden. Darüber würden allerdings nur 38 Prozent der Krebspatienten informiert.

"Immerhin jeder zweite Hodenkrebspatient wird aufgeklärt", sagte Sabine Kliesch vom Centrum für Reproduktionsmedizin der Uni Münster beim Kongress des Dachverbands der Reproduktions-Biologen und -Mediziner (DVR).

Ethisch umstritten ist dabei das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen und Eierstockgewebe. Denn nicht nur Krebspatientinnen können die Technik nutzen, sondern auch Frauen, die Kinder in einem biologisch nicht mehr fruchtbaren Alter bekommen wollen.

"Die Pille hat ungewollte Schwangerschaft gestoppt, die neue Technik verschiebt die Fortpflanzungsmöglichkeit", sagte der Schweizer Reproduktionsmediziner Michael von Wolff. Risiken seien durchaus vorhanden, so Wolff.

Er fordert einen gesetzlichen Rahmen, der zum Beispiel das Alter der Patienten regelt. Das Einfrieren und Wiedereinsetzen von Eierstockgewebe führte zudem bislang erst in wenigen Einzelfällen zu einer Geburt.

Bei jeder zweiten verhinderten Schwangerschaft liegt die Diagnose Endometriose vor. Die gutartigen Wucherungen im Unterleib werden allerdings in vielen Fällen zu spät erkannt.

"Oft dauert es acht bis zehn Jahre bis zur Diagnose", sagte Ludwig Kiesel vom Kinderwunschzentrum der Uni Münster. Die Frauen hätten da bereits eine lange Leidenszeit mit starken Schmerzen hinter sich. Erst eine Operation kann dann noch zur Schwangerschaft führen. (dpa)

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