Internationale systematische Analyse

Tabakkonsum weltweit wohl wichtigster Risikofaktor für Krebs

Vier von zehn tumorbedingten Todesfällen im Jahr 2023 wären vermeidbar gewesen, wenn bestimmte Risikofaktoren nicht bestanden hätten. Ein internationales Team hat versucht, diese zu identifizieren. Zudem stellten sie Prognosen für die kommenden 25 Jahre auf.

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Eine Zigarette steht aus einer Packung hervor.

Obwohl sich die Risikofaktoren für Männer und für Frauen zum Teil unterscheiden, steht Tabakkonsum für beide Geschlechter an erster Stelle.

© Sven Hoppe/dpa

Seattle. Die Zahl der weltweiten Krebsneuerkrankungen wird sich einer internationalen Studie zufolge bis Mitte des Jahrhunderts stark erhöhen. Sie steige von 18,5 Millionen Fällen 2023 auf 30,5 Millionen 2050, schreibt ein Team im Fachjournal The Lancet (Lancet 2025; online 24. September).

Allerdings habe das hauptsächlich mit der Alterung der Gesellschaften zu tun. Wird mit einer standardisierten Altersstruktur gerechnet, sinkt die relative Häufigkeit von 2024 bis 2050 um 5,7 Prozent.

Die Forschenden nutzten das Rahmenwerk des Projekts „Global Burden of Disease“ (weltweite Krankheitslast), um Schätzungen für den Zeitraum 1990 bis 2023. Sie erstellten zudem eine Prognose für die weitere Entwicklung von 2024 bis 2050.

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In einem Kommentar, ebenfalls in „The Lancet“, nennen Professorin Qingwei Luo und Professor David Smith von der University of Sydney, als größte Stärke der Studie den umfassenden globalen Ansatz und die systematische Analyse. Als Schwäche werten sie die mangelnde Datenqualität und -verfügbarkeit in vielen Ländern.

Tabakkosum an erster Stelle

Weltweit war die Entwicklung bislang sehr unterschiedlich: Im Zeitraum 1990 bis 2023 sank die altersstandardisierte Zahl der Krebsneuerkrankungen in Ländern mit hohem Einkommen um 3,4 Prozent, in Ländern mit höherem mittlerem Einkommen um 8,8 Prozent.

Im Gegensatz dazu erhöhte sich die Zahl der Fälle in Ländern mit niedrigerem mittlerem Einkommen um 28,6 Prozent und in Ländern mit niedrigem Einkommen um 23,6 Prozent.

Die Studie schätzt, dass 42 Prozent (4,3 Millionen) der geschätzten 10,4 Millionen Krebstoten im Jahr 2023 auf 44 potenziell modifizierbare Risikofaktoren zurückzuführen sind. Die größten Faktoren sind dabei Tabakkonsum (weltweit für 21 Prozent der Krebs-bedingten Todesfälle verantwortlich) und unsicherer Sex (mit 12,5 Prozent aller Todesfälle durch Krebs assoziiert).

Bei Männern stand ein größerer Anteil der Krebs-bedingten Todesfälle mit potenziell veränderbaren Faktoren in Zusammenhang als bei Frauen. Die Risikofaktoren für Männer waren in erster Linie

  • Tabakkonsum
  • ungesunde Ernährung
  • hoher Alkoholkonsum
  • berufliche Risiken
  • und Luftverschmutzung.

Bei Frauen waren

  • Tabakkonsum
  • unsicherer Sex
  • ungesunde Ernährung
  • Adipositas und hoher Blutzucker

die größten Risikofaktoren.

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In Ländern mit niedrigem Einkommen birgt ungeschützter Sex das größte Risiko, vor allem weil dabei Humane Papillomviren (HPV) übertragen werden können, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren.

Sterberate in Deutschland gesunken

In Deutschland führen die folgenden fünf Krebsarten geschlechterübergreifend am häufigsten zum Tod: Lungenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs.

Von 1990 bis 2023 ist die altersstandardisierte Anzahl der Krebsneuerkrankungen pro Jahr laut Studie zwar um 3,3 Prozent gestiegen, von einer Inzidenz von 317,4 Fällen auf 100.000 Einwohner auf 328 Fälle.

Doch die Sterberate hat sich in dieser Zeit um 24,9 Prozent verringert. In diesem Rückgang schlagen sich die verbesserten Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland nieder. (dpa/eb)

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