Therapie-Pausen nützen HIV-Patienten nicht - sie schaden

NEW YORK CITY (Rö). Enttäuschung für HIV-Infizierte: Therapiepausen, auf die manche wegen unerwünschter Wirkungen der Dauermedikation gehofft hatten, sind nicht zu empfehlen. Denn bei Therapie-Pausen steigt das Risiko für opportunistische Infektionen und internistische Erkrankungen. Das Sterberisiko steigt ebenfalls.

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Diese für HIV-Infizierte und ihre Ärzte frustrierenden Ergebnisse hat die jetzt veröffentlichte SMART*-Studie erbracht (NEJM 355, 2006, 2283).

In der Studie wurde überprüft, wie sich Einnahmepausen der antiviralen Medikation auswirken. Teilgenommen hatten 5472 HIV-Infizierte. 2752 nahmen permanent antivirale Medikation, 2720 machten je nach Zahl ihrer T-Helferzellen-Therapiepausen. Die Therapie wurde jeweils gestoppt, wenn die Zahl der T-Helfer-Zellen auf 350 pro Mikroliter Blut gestiegen war. Wieder begonnen wurde mit der Einnahme, wenn die Zahl unter 250 pro Mikroliter Blut gesunken war.

Die Therapiepausen wirkten sich ungünstig aus: 120 Patienten erlitten eine opportunistische Infektion oder starben (primärer Endpunkt). Das sind 3,3 Prozent Ereignisse pro Jahr. Von den Patienten mit permanenter Therapie waren nur 47, das sind 1,3 Prozent pro Jahr, von einem solchen Ereignis betroffen, ein signifikanter Unterschied.

Bedenklich sind auch die Sterbezahlen. Von den Patienten mit Therapiepausen starben 55, von den anderen 30, auch das ist signifikant. Und: Eine schwere kardiovaskuläre, renale oder hepatische Erkrankung hatten von den Teilnehmern mit Therapiepausen 65, von denen, die kontinuierlich Medikamente genommen aber nur 39. Das ist ebenfalls signifikant und das Gegenteil von dem, was erwartet worden war.

Die Untersuchung wurde daher nach 16 Monaten wegen des erhöhten Risikos bei Therapiepausen abgebrochen. SMART: The Strategies for Management of Antiretroviral Therapy-Study

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