Tipps für die praktische Therapie von Patienten mit Vorhofflimmern

Das Antiarrhythmikum Dronedaron hat bei Vorhof- flimmern verglichen mit anderen Arzneien Vorteile. Es enhält kein Jod, unerwünschte neurologische Wirkungen und Fotosensibilisierungen kommen nicht vor.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Kontrolle des Herzschlags mit einem EKG.

Kontrolle des Herzschlags mit einem EKG.

© emeraldphoto / fotolia.com

BADEN-BADEN. Für Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern und kardialer Grunderkrankung empfiehlt der Düsseldorfer Kardiologe Professor Ernst Vester den Therapieversuch mit Dronedaron. Die Morbidität und das Risiko plötzlicher Herztode werden damit signifikant reduziert.

In Studien war bei der Therapie mit Dronedaron (Multaq®) eine etwa um 25 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten von Vorhofflimmern nachgewiesen worden. Allerdings müsse nach einem Jahr bei mehr als der Hälfte der behandelten Patienten wieder mit Vorhofflimmern gerechnet werden, sagte Vester beim MedCongress in Baden-Baden. Des Weiteren sei das Medikament nicht für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz geeignet. Allerdings habe es im Vergleich zu anderen Medikamenten einige Vorteile. So enthält es kein Jod, neurologische Nebenwirkungen oder Fotosensibilisierungen treten nicht auf.

In der ATHENA-Studie mit 4600 Teilnehmern war nachgewiesen worden, dass Patienten mit Vorhofflimmern und Bluthochdruck, schlechter Pumpfunktion, Diabetes oder anderen kardiovaskulären Risikofaktoren unter der Dronedaron-Behandlung signifikant seltener ins Krankenhaus mussten oder starben. Die Effekte des Medikaments beschränkten sich also nicht nur darauf, dass das Vorhofflimmern reduziert werde, betonte Vester. Er empfahl das Medikament als Option noch vor Amiodaron. Dronedaron wirkt Herzfrequenz-verlangsamend. "Sie müssen deshalb die Dosis des Betablockers immer reduzieren oder können ihn unter Umständen ganz weglassen", so ein Tipp des Kardiologen. Beachtet werden sollten wegen der starken Eiweißbindung darüber hinaus potenzielle Interaktionen mit anderen Medikamenten wie Statinen, deren Dosierungen ebenfalls oft reduziert werden könnten.

Vester wies darauf hin, dass in Kürze die Zulassung eines neuen Medikaments für die schnelle Konversion eines akut einsetzenden Vorhofflimmerns erwartet wird. Vernakalant (Brinavess™) wird voraussichtlich 2011 auf den Markt kommen. Der Vorhof-selektive Kaliumkanal- und Natriumkanalblocker wird intravenös verabreicht und verlängert die atriale Refraktärzeit. In Zulassungsstudien konnten damit mehr als die Hälfte der Patienten innerhalb von durchschnittlich zehn Minuten wieder in den Sinusrhythmus gebracht werden.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien

Herzrhythmusstörung: Dank Nasenspray seltener in die Notaufnahme

Kommentare
Dipl.-Psych. Brigitte Seelmann-Eggebert 28.07.201014:15 Uhr

Doch Fotosensibilisierung als Nebenwirkung von Dronedaron (Multaq)

Leider kann ich die Ausführungen bezüglich der Nebenwirkungen nur bedingt teilen. Ich habe als Vorhofflimmer-Patientin Multaq ca. 5 Wochen genommen und beim ersten Sonnenschein Ende März 2010 eine so heftige phototoxische Reaktion an den sonnenexponierten Stellen gehabt, dass ein einwöchiger stationärer Aufenthalt in einer dermatologischen Station notwendig war. Bisher hatte ich nie Problem mit Sonnenallergie. Die Reaktion wurde dokumentiert, dem Hersteller Sanofi gemeldet und auf einer kardiologischen Tagung in Weiden/Opf im Frühjahr dieses Jahres referiert.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Wie das Vorgehen bei einem Makrophagen-Aktivierungssyndroms am besten gelingt, erläuterte Dr. Peter Nigrovic beim Rheumatologen-Kongress EULAR in Barcelona.

© Katja Schäringer

Rheumatologen-Kongress

„Es braucht ein Dorf, um Morbus Still zu verstehen“