Nobelpreis für Medizin

Trauer um Genforscher Oliver Smithies

Durch den Tod von Oliver Smithies verliert die Wissenschaftswelt einen Ausnahmeforscher.

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Der Nobelpreisträger Oliver Smithies ist gestorben.

Der Nobelpreisträger Oliver Smithies ist gestorben.

© Keystone USA s30/ dpa

CHAPEL HILL. Den Medizinnobelpreis teilte sich Smithies, der vergangene Woche im Alter von 91 Jahren gestorben ist, mit seinem US-Kollegen Professor Mario R. Capecchi und dem Briten Sir Martin J. Evans.

Den drei Forschern war es erstmals durch homologe Rekombination gelungen, DNA gezielt zu verändern und schließlich mithilfe von embryonalen Stammzellen sogenannte Knock-out-Tiere zu schaffen, denen bestimmte Gene fehlten. Solche Tiere sind für die biologische und medizinische Forschung längst unverzichtbar geworden.

Bereits 1992 hatte Smihies das erste Tiermodell für zystische Fibrose entwickelt (Science 1992; 257: 1083). Durch homologe Rekombination – heute als "gene targeting" bezeichnet – lassen sich zum Beispiel mutierte durch intakte Gene ersetzen. In den Anfängen dieser Forschung experimentierte Smithies mit dem Betaglobin-Gen.

Begeisterter Segelflieger im Privatleben

Der im Juni 1925 in Halifax in Großbritannien geborene Genetiker und passionierte Segelflieger Smithies forschte zuletzt an der Universität von North Carolina in Chapel Hill in der Abteilung für Pathologie und Labormedizin. Auch mit über 90 Jahren stand er sieben Tage die Woche im Labor.

Seinen Fokus richtete er auf die Entwicklung von Tiermodellen für komplexe genetische Erkrankungen, um die Behandlungsoptionen zu verbessern, etwa mit der Gentherapie. Sein besonderes Augenmerk galt der Erforschung der Hypertonie und von Hämoglobinopathien.

Bekannt ist Smithies auch für die umfangreiche Sammlung seiner wissenschaftlichen Notizbücher, die inzwischen digital einsehbar sind. Sie reicht von dem ersten Exemplar aus dem Jahr 1943 bis zum letzten von Mitte 2005.

In seiner Nobelpreisrede nutzte der Forscher einige der bis dahin 130 Exemplare für die Beschreibung seiner über 60 Jahre währenden Forschung.

Bis 2016 hat Smithies Forschungsergebnisse veröffentlicht. In letzten beiden Publikationen Ende vergangenen Jahres ging es um Mausmodelle für Präeklampsie und den Effekt von Prolaktin auf den Blutdruck. (ple)

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