Interview mit Zeitung in Hongkong

Umstrittener Forscher bittet um Respekt für „Gen-Babys“

Für die ethisch umstrittene Genmanipulation von Kindern bekam der chinesische Forscher He Jiankui eine Gefängnisstrafe. Im Interview sagt er nach gut vier Jahren, den Kindern gehe es gut.

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Der Forscher Jiankui He war im Dezember 2019 wegen Verstoßes gegen ethische Standards bei Versuchen mit Kindern zu drei Jahren Haft verurteilt worden. (Bild von 2019)

Der Forscher Jiankui He war im Dezember 2019 wegen Verstoßes gegen ethische Standards bei Versuchen mit Kindern zu drei Jahren Haft verurteilt worden. (Bild von 2019)

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Peking. Die angeblich ersten genmanipulierten Kinder der Welt führen nach Angaben des chinesischen Forschers He Jiankui rund vier Jahre nach ihrer Geburt ein „normales, friedliches und ungestörtes Leben“. Das sei ihr Wunsch und man solle das respektieren, sagte der umstrittene Wissenschaftler im Gespräch mit der „South China Morning Post“. Nach Angaben der Hongkonger Zeitung appelliert der Forscher an die Öffentlichkeit, die Kinder nicht zu sehr für die Forschung heranzuziehen. Das Glück der Kinder und ihrer Familien habe Vorrang.

He Jiankui hatte im November 2018 die Geburt der Zwillingsmädchen „Lulu“ und „Nana“ verkündet. Außerdem gab der Forscher damals an, dass eine weitere Frau mit einem gentechnisch veränderten Kind schwanger sei. Auch dieses Kind sei später geboren worden. Der Forscher gab an, das Erbgut der Kinder mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9 so manipuliert zu haben, dass die Kinder vor einer Ansteckung mit HIV geschützt seien.

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Verstoß gegen ethische Standards

Sein Vorgehen löste in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit große Empörung aus. He Jiankui wurde in China zu drei Jahren Haft verurteilt, wie die „South China Morning Post“ berichtete. Demnach betreibt er bereits ein neues Labor in Peking, in dem er an erschwinglichen Therapien für seltene genetische Krankheiten forscht. Seine langfristige Vision sei es, „dass jeder von uns frei von Erbkrankheiten sein sollte“, zitierte das Blatt.

Auf die Frage, ob er sich Sorgen um die Zukunft der Kinder mache, antwortete He Jiankui laut der Zeitung, er habe die gleichen Erwartungen und Sorgen wie jeder Vater um die Zukunft seiner Kinder. Er und sein Team hätten den Eltern versprochen, die Gesundheit der Kinder weiter zu überwachen. Man habe sich auch um private Zusatzversicherungen bemüht. Doch keine Versicherung habe einsteigen wollen. Nun sei geplant, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, um Geld zu sammeln.

Nach der Veröffentlichung hatten andere Forscher die Ergebnisse des Chinesen immer deutlicher angezweifelt. Experten, kamen zu dem Schluss, dass He Jiankui mit seinem Vorgehen gegen zahlreiche ethische und wissenschaftliche Standards verstoßen habe. Zudem hätten die Manipulationen, die die Babys vor einer Ansteckung mit HIV schützen sollten, vermutlich nicht den gewünschten Erfolg gehabt. (dpa)

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