Kommentar

Unglaubwürdige Forschung

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Unglaubwürdige Forschung

© privat

Man hat den Eindruck, schon der Name Cannabis vernebelt vielen Forschern das Gehirn. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich selbst die europäische Kardiologengesellschaft ESC nicht zu schade ist, eine Studie anzupreisen, die so ziemlich alle Verzerrungen anhäuft, die nur denkbar sind. Da wird aus unsicheren Angaben zum Drogenkonsum und noch unsichereren Diagnosen auf Totenscheinen ein Zusammenhang zwischen Herztod und Marihuana-Konsum konstruiert, der einer nüchternen Betrachtung in keiner Weise standhält. Wenn es um illegale Drogen geht, scheinen auch Forscher alle Hemmungen zu verlieren. Doch der Grund ist natürliche ein anderer: Nicht nur Drogen verkaufen sich gut, sondern auch Drogenstudien, vor allem dann, wenn die Resultate den politisch gewünschten Präventionsbestrebungen entsprechen. Qualität ist hier offenbar zweitrangig.

Hätte die Studie zum gegenteiligen Ergebnis geführt, hätten sie die Reviewer zu Recht aufgrund ihrer Defizite in der Luft zerrissen. Man kann nur ahnen, wie häufig das der Fall ist. Ähnliches war schon vor einigen Jahren beim Thema Ecstasy zu beobachten. Das untergräbt jedoch die Glaubwürdigkeit. Es ist wichtig, zum Thema Drogen zu forschen, dafür sollten jedoch die üblichen Standards gelten.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Verbändeanhörung im Ministerium

Lauterbach will mit Klinikreform endlich ins Kabinett

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Lesetipps
Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt