IQWiG

Unklarer Nutzen der Physiotherapie bei HWS-Syndrom

Im Auftrag des IQWiG haben Forscher nach aussagekräftigen Studien zu Physiotherapie bei HWS-Syndrom gesucht – und deren Ergebnisse unter die Lupe genommen.

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Wie gut die Massagetherapie HWS-Patienten hilft, lässt sich laut IQWiG wissenschaftlich schwer berurteilen.

Wie gut die Massagetherapie HWS-Patienten hilft, lässt sich laut IQWiG wissenschaftlich schwer berurteilen.

© Herbie / stock.adobe.com

Köln. Wie beeinflussen Dauer und Häufigkeit einer Physiotherapie die Beschwerden von Patienten mit einem Halswirbelsäulen (HWS)-Syndrom? Um diese Frage beantworten zu können, reichen die derzeit vorliegenden Daten nicht aus, meldet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Das Kölner Institut hatte Wissenschaftler der Universität Witten/Herdecke mit weiteren Kooperationspartnern beauftragt, für einen HTA-Bericht zu prüfen, inwiefern Behandlungsdauer, -häufigkeit und / oder -frequenz einer Physiotherapie Einfluss auf den Behandlungserfolg bei Patienten mit einem HWS-Syndrom haben. HTA-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von extern beauftragten Sachverständigen.

Studienlage nicht ausreichend

„Es konnten drei Studien mit geringer Aussagekraft identifiziert werden, in denen unterschiedliche Dauern, Häufigkeiten und / oder Frequenzen einer Massagetherapie, einer Kombination aus Massage- und Wärmetherapie sowie aktiver Krankengymnastik im Bewegungsbad untersucht wurden“, resümiert das IQWiG Inhalte des jetzt vorliegenden Berichts.

Auf dieser Basis komme das Forscherteam zu dem Ergebnis, dass die Studienlage nicht ausreicht, um diese Frage beantworten zu können. Für die Nutzenbewertung seien weitere qualitativ hochwertige Studien mit ausreichend langer Nachbeobachtungsdauer notwendig.

Stellungnahme bis 4. Februar möglich

Zu dem vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 4. Februar 2020 um Stellungnahmen. Eine solche können alle interessierten Personen, Institutionen und Gesellschaften abgeben. Wenn es nach den schriftlichen Stellungnahmen noch Klärungsbedarf hat, führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung durch. Danach wird der HTA-Bericht finalisiert.

Der Begriff „Halswirbelsäulensyndrom“ (HWS-Syndrom) umfasst ja unterschiedliche Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich. Diese können auch unterschiedliche Ursachen haben. Geschätzt leiden in Europa 26 Prozent der Erwachsenen – Frauen häufiger als Männer – mindestens zeitweise unter einem HWS-Syndrom, wie das Kölner Institut berichtet. Aktuelle Zahlen für Deutschland gebe es nicht. (eb)

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Kommentare
Fialik 09.01.202010:59 Uhr

Wie kommen Wissenschaftler darauf, dass Physiotherapie aus Massage, Wärmetherapie und Bewegungsbad besteht. Einfach Themaverfehlung. Schade, dass so ein Blödsinn in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wird.
MfG Karl Fialik

Dr. Kirschner 09.01.202010:33 Uhr

HWS-Syndrom und Physiotherapie

Neben einer Vielzahl unterschiedlicher Behandlungsmethoden sind aus orthopädischer Sicht Methoden aus dem Bereich der Physiotherapie die primäre Indikation. In fachlicher Hinsicht ist dies unbestritten.

Daran ändert auch der Umstand nichts, dass aus Sicht aktueller standardisierter Qualitätssicherungskonzepte und Interpretation formalisierter wissenschaftlicher Studienmethoden von einigen Vertretern objektiv nachweisliche Beweise i.S. entsprechender Studienbedingungen erwartet werden. Hieraus ergibt sich ein offensichtliches Dilemma. Allerdings muß dieses in seinem sachlichen Gehalt bezüglich Relevanz (Validität) näher geprüft werden. Hierzu sind diverse Aspekte zu berücksichtigen. So sind z. B. medizinische Behandlungen regelhaft in vielen Fällen gemäß objektivierbarer Prüfmethoden (definierte Studienkriterien, Qualitätsvorgaben) eben nicht nach derartigen Kriterien adäquat beurteilbar. Medizin als Humanbiologie ist nicht vergleichbar mit anderen naturwissenschaftlichen und technischen Fachbereichen, in denen eher wissenschaftlich-statistische Prüfmethoden anwendbar sind.

Demgegenüber ist Medizin überwiegend als Erfahrungs-Wissenschaft zu betrachten, und dabei lassen sich meist nun mal nicht wunschgemäß wissenschaftlich-statistische Daten für alle erwünschten Fragestellungen erzeugen, so daß sie auch tatsächlich standardisierten Prüfverfahren (incl. wissenschaftlicher Studien und Qualitätssicherungskonzepten) entsprechen könnten. Somit muß jedoch die Fragestellung nach Evaluation medizinischer Behandlungen neu gedacht und konzipiert werden.

Dr. Walther Kirschner

Dr. Bayer 09.01.202009:46 Uhr

prüfen, inwiefern Behandlungsdauer, -häufigkeit und / oder -frequenz einer Physiotherapie Einfluss auf den Behandlungserfolg bei Patienten mit einem HWS-Syndrom haben. drei Studien mit geringer Aussagekraft identifiziert werden, in denen unterschiedliche Dauern, Häufigkeiten und / oder Frequenzen einer Massagetherapie, einer Kombination aus

Liebe Redaktion,
einem Manualtherapeuten und physikalischen Mediziner kann es nur grausen, wenn er liest, was ein Institut, in dessen Namen "Qualität" steht sich unter HWS-Beschwerden un d unter Physiotherapie vorstellt.
1. den Ausdruck HWS-Syndrom zu verwenden, kann man allenfalls Laien zugestehen. Es gibt kein Syndrom, was laut Wikipedia eine Kombination von verschiedenen Krankheitszeichen (Symptomen), die typischerweise gleichzeitig und gemeinsam auftreten wäre. Vielmehr handelt es sich um zahlreiche exakt beschreibbare Diagnosen und Befunde, wie Rotationseinschränkung, Myogelosen, Uncarthrosen, Copstotransversalblockierungen usw.
2. das was das Instritut für Qualität unter Phhysiotherapie versteht ist auch keine Physiotherapie. Statt "Massage- und Wärmetherapie sowie aktiver Krankengymnastik im Bewegungsbad" hätte man je nach Diagnose eine qualifizierte Physiotherapie ansetzen müssen, also z.B. Manuelle Therapie oder KG auf neurophysiologischer Grundlage.
Es sind genau diese Wunsch"therapien" Massage und Bewegungsbad oder Wärmepackungen, welche die Physiotherapeuten und Chirotherapeuten zur Weißgluit bringen und die ganze Innung in Verruf bringen.
Ich denke, die viorliegenden Daten reichen aus .
Allerdinmgs reichen sie nur, um Abstand zu nehmen a) von unsinnigen Begriffen wie "Syndrom" und b) von abwegigen Behandlungen, die fälschlich Therapie genannt werden.
Die Fragestellung soll eine andere sein:
1. welche HWS-Erkrankung liegt vor? 2. welche Art der Physiotherapie ist angezeigt ? und 3. wie lange soll sie erfolgen, bis man einen Therapieerfolg sehen kann?

Dr.Karlheinz Bayer

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