Laparoskopie

Videospiel-Konsole macht Chirurgen geschickter

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SAN FRANCISCO. Angehende Operateure könnten ihre Geschicklichkeit durch Videospiele verbessern, berichten italienische Ärzte (PLOS One). Demnach kann regelmäßiges Spielen mit der Nintendo-Konsole "Wii" die Augen-Hand-Koordination bei laparoskopischen Operationen steigern.

Der Lernfortschritt der "Wii"-Spieler war nach vier Wochen Training bei einer virtuellen Op deutlicher als bei einer Gruppe ohne Training. Die Forscher geben an, dass sie "momentan keine externe Förderung für diese Studie" erhalten haben und kein Interessenkonflikt bestehe.

Eine Expertin bemängelte unter anderem, dass in der Studie nicht untersucht wurde, ob sich das Training auch auf die Geschicklichkeit bei einer echten Operation auswirkt.

Das Team um Domenico Giannotti und Gregorio Patrizi von der römischen Sapienza-Universität arbeitete in der Untersuchung mit 42 Medizin-Absolventen, die im ersten oder zweiten Jahr ihrer Chirurgie-Ausbildung waren und wenig bis gar keine Erfahrung mit Videospielen hatten.

Die Hälfte von ihnen spielte für die Studie vier Wochen lang mit der Konsole "Wii". Jeweils fünf Tage pro Woche übten sie eine Stunde etwa Tennis oder Tischtennis. Die "Wii" ist die erste Videospiel-Konsole, bei der mit einer speziellen bewegungssensitiven Steuerung gespielt werden kann.

Die anderen Versuchsteilnehmer durften in dieser Zeit überhaupt kein Videospiel benutzen. Vor und nach den vier Wochen wurde mit einem Operationssimulator getestet, wie geschickt die angehenden Chirurgen waren.

Sie sollten unter anderem virtuell eine Gallenblase entfernen und neun Bälle, die unter einer glibberigen Masse versteckt waren, mit einem Greifinstrument in einen kleinen Sack legen.

Der Vergleich zeigte: Beide Gruppen hatten ihre Fähigkeiten nach den vier Wochen weiterentwickelt. Der Lernfortschritt der "Wii"-Spieler sei jedoch wesentlich deutlicher ausgefallen als bei den anderen, schreiben die Forscher.

So hatten die "Wii"-Spieler für die Gallenblasen-OP vor dem Training 701 Sekunden gebraucht, nach dem Training aber nur noch 565 Sekunden - während sich die Gruppe ohne Training lediglich von 701 Sekunden auf 655 Sekunden verbesserte.

"Schon längst haben mehrere Studien nachgewiesen, dass jede Art von Erfahrung mit Computer- oder Videospielen die Leistungen beim Operieren im virtuellen Modell verbessert", sagte Sonja Gillen von der Sektion für minimalinvasive, Computer- und Telematik-assistierte Chirurgie bei der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie der Nachrichtenagentur dpa.

In der Fachliteratur gebe es mindestens drei Studien, die den Effekt von "Wii"-Training auf die Geschicklichkeit für das laparoskopische Operieren belegen. Neu sei lediglich, dass das Training vier Wochen gedauert habe und nicht nur einige Tage, so Gillen.

"Es fehlt der Vergleich, wie der Lerneffekt von der "Wii" gegenüber anderen Computer- und Videospielen abschneidet. Und es wurde nicht untersucht, ob sich das Training auch auf die Geschicklichkeit bei einer echten Operation auswirkt.". (dpa)

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