Vielen Schwangeren wird noch immer kein HIV-Test angeboten

MÜNCHEN (dpa). Schwangere werden in Deutschland noch zu selten auf eine HIV-Infektion untersucht und gefährden dadurch ihre Kinder. Darauf haben Experten bei den 10. Münchner Aids-Tagen hingewiesen.

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Zum Schutz vor einer Infektion des Kindes ist ein früher Test der Mutter wichtig. Daran hat Dr. Annette Haberl vom Uniklinikum Frankfurt am Main erinnert. Erst über die Infektion der neugeborenen Kinder werde oft entdeckt, daß die Mütter mit HIV infiziert sind, sagte Haberl.

Von den etwa 700 000 Neugeborenen in Deutschland haben nach Haberls Angaben jährlich zwischen 250 und 300 Kinder HIV-infizierte Mütter. Durch Schutzmaßnahmen ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Infektionsrate der Neugeborenen von einst 20 Prozent auf etwa zwei Prozent zu senken. Daher müsse der Kinderwunsch auch von HIV-infizierten Frauen als etwas völlig Normales angesehen werden, sagte Haberl.

Zu den Schutzmaßnahmen gehört ein frühzeitiger Kaiserschnitt, da eine Mutter-Kind-Übertragung meist kurz vor oder während der Geburt erfolgt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat in diesem Jahr bislang acht Infektionen dokumentiert, bei denen ein Kind sich bei seiner Mutter angesteckt hat, deren HIV-Infektion zuvor nicht bekannt war. Dabei war nach RKI-Angaben den Müttern kein HIV-Antikörpertest angeboten worden. Das Institut appellierte dringend an die Frauenärzte, allen Schwangeren in Deutschland einen HIV-Test vorzuschlagen.

Kritik gab es auch am Bundesforschungsministerium. Bemängelt wurde, daß das Ministerium jährlich nur neun Millionen Euro für die Aidsforschung ausgebe. In den USA werde 300mal mehr Geld dafür bereitgestellt.

Ein Problem bei HIV-Infizierten ist auch, daß sie oft mit Hepatitis C infiziert sind. Das ist bei etwa einem Drittel der Patienten der Fall.

Lesen Sie dazu auch: Aids-Experten prangern Folgen der Gesundheitsreform an

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