Vielversprechende Daten zum Effekt von Thalidomid bei Multiplem Myelom

INNSBRUCK (sto). Bei Patienten mit Multiplem Myelom hat sich inzwischen Thalidomid als Therapieoption erwiesen. Mehr als 50 000 Patienten sind bereits weltweit damit behandelt worden.

Veröffentlicht:

Jährlich wird in Deutschland bei etwa 3500 Menschen ein Multiples Myelom diagnostiziert. Je nach Krankheitsstadium liegt das mediane Überleben zwischen sechs Monaten und mehr als fünf Jahren. Außer Knochenmetastasen und Anämie treten im fortgeschrittenen Stadium auch Frakturen aufgrund der Erkrankung auf.

Seit Ende der 90er Jahre gibt es Studiendaten zu Thalidomid

Angesichts der bislang verfügbaren Therapieoptionen, die die Prognose für Patienten mit Multiplem Myelom nicht entscheidend verbessern konnten, sei das Ziel einer Behandlung derzeit vor allem eine angemessene Schmerzminderung und eine Verbesserung der Lebensqualität. Dies berichtete Privatdozent Dr. Axel Glasmacher von der Universität Bonn bei der Gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie in Innsbruck.

Nachdem 1998 erste Studienergeb-nisse einer Behandlung mit Thalido-mid bei Patienten mit Multiplem Myelom für Aufsehen sorgten, werde die Substanz inzwischen als eine weitere Behandlungsmöglichkeit vor allem im fortgeschrittenen Stadium empfohlen, so Glasmacher bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Pharmion. So wurden in einer Studie mit 169 Patienten, die Thalidomid als Monotherapie erhielten, Ansprechraten von 36 Prozent erreicht. Die Überlebensrate der Patienten, die auf Thalidomid ansprachen, erhöhte sich um 45 Prozent.

Da es keine Zulassungsstudien mit Thalidomid gibt, habe er eine systematische Literaturrecherche gestartet, berichtete Glasmacher. Auswertbar waren weltweit 26 Studien mit insgesamt 1629 Patienten mit therapierefraktärem oder rezidivierendem Multiplem Myelom. Unter sehr konservativen Annahmen habe er aus diesen Untersuchungen Ansprechraten von etwa 29 Prozent errechnet.

Mit Kombitherapie lassen sich die Ansprechraten erhöhen

In der Monotherapie von Patienten mit Multiplem Myelom gebe es für Thalidomid somit eine gesicherte Indikation, sagte Glasmacher. Noch bessere Ansprechraten seien mit einer Kombination von Thalidomid mit Dexamethason, Cyclophosphamid oder Melphalan zu erreichen. In ersten Untersuchungen mit unterschiedlichen Kombinationen seien Ansprechraten zwischen 55 bis 81 Prozent erzielt worden.



STICHWORT

Thalidomid (Contergan)

Thalidomid, als Contergan bekannt, ist nie vollständig vom Markt verschwunden. Die antiangiogenetische Wirkung von Thalidomid sowie positive Effekte auf das Immunsystem haben dazu beigetragen, daß die Substanz in einigen Ländern bei der Behandlung von Patienten mit Lepra oder Aids sowie bei bestimmten Krebserkrankungen, darunter auch das Multiple Myelom, genutzt wird. Experten schätzen, daß weltweit bisher schon über 50 000 Patienten mit Multiplem Myelom mit Thalidomid behandelt wurden. In Deutschland sind es derzeit etwa 2000 Kranke.

Das Unternehmen Grünenthal, das den Wirkstoff vor etwa 50 Jahren entwickelt hatte, hat Thalidomid bis Mitte vergangenen Jahres kostenlos abgegeben. Inzwischen hat Pharmion, ein internationales Pharmaunternehmen, eine europäische Zulassung von Thalidomid für die Therapie von Patienten mit Multiplem Myelom oder Erythema nodosum leprosum beantragt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Screening mit digitaler Brusttomosynthese

KI könnte jedes dritte Intervallkarzinom verhindern

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung