Von Pillen mit Antioxidantien profitieren offenbar nur Männer

PARIS (mut). Von antioxidativen Vitamin- und Mineralstoffpräparaten profitieren offenbar nur Männer, nicht aber Frauen. Dies hat eine große prospektive Studie ergeben. Nur bei Männern läßt sich damit die Inzidenz von Krebserkrankungen deutlich senken. Ein möglicher Grund: Frauen ernähren sich gesünder, ihnen bringen zusätzliche Vitamindosen nichts, Männer haben dagegen oft Vitaminmangel.

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Antioxidative Vitamine wie Beta-Karotin und Vitamin C sowie Mineralstoffe wie Zink und Selen können frei Radikale binden, die etwa bei der Entstehung von Krebs oder Athero-sklerose von Bedeutung sind. Ob eine Nahrungsergänzung mit solchen Substanzen tatsächlich vor Krebs und Herzinfarkt schützt, dazu gab es bisher meist Fall-Kontroll-Studien mit oft widersprüchlichen Ergebnissen.

In der SU.VI.Max-Studie (Supplémentation en Vitamines et Minéraux Antioxidants) wurde jetzt erstmals mit einer großen Teilnehmerzahl prospektiv überprüft, ob Personen aus einer Industrienation, die in der Regel mit Vitaminen und Mineralien gut versorgt sind, einen Zusatznutzen von Präparaten mit Antioxidantien haben (Arch Intern Med 164, 2004, 2335).

Primäre Endpunkte waren Krebserkrankungen aller Art sowie kardiovaskuläre Ereignisse. Insgesamt erhielten über 13 000 Teilnehmer aus Frankreich siebeneinhalb Jahre entweder Placebo oder täglich ein Präparat mit dem Eineinhalb- bis Dreifachen der empfohlenen Tagesdosis an Vitamin C (120 mg), Vitamin E (30 mg), Beta-Karotin (6 mg), Selen (100 µg) und Zink (20 mg).

Die Ergebnisse: Insgesamt gab es keine signifikanten Unterschiede bei der Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignisse. Die Krebsinzidenz war bei Männern mit Antioxidantien signifikant um etwa 30 Prozent niedriger als bei Männern mit Placebo (88 versus 124 Krebspatienten). Bei Frauen gab es keinen nenneswerten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Unterschiede bei der Sterberate gab es ebenfalls nur bei Männern: So starben in der Gruppe mit Antioxidantien 40 Männer und 36 Frauen, ohne waren es 63 Männer und 35 Frauen.

Den Autoren fiel auf, daß die Männer zu Beginn der Studie im Schnitt deutlich niedrigere Serum-Werte an Vitamin C und E hatten als Frauen. Ein Grund dafür könnte eine ungesündere Ernährung der Männer sein. Vielleicht führen auch hormonelle Unterschiede zu den unterschiedlichen Serum-Werten. Wird der Körper jedoch gut über die Nahrung mit Antioxidantien versorgt, so die Autoren, bringt die Nahrungsergänzung offenbar keinen zusätzlichen Nutzen.

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