Nach Fall in Polen

Warnung vor Schweinepest

Erste Abwehrmaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP): Eine flächendeckende Untersuchung von toten Wildschweinen im Osten Deutschlands soll eine Ausbreitung der Seuche verhindern. Die Virusinfektion ist für den Menschen ungefährlich, für Schweine aber tödlich.

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Wildschweine in Ostdeutschland: die Tiere könnten die Afrikanische Schweinepest aus Polen einschleppen.

Wildschweine in Ostdeutschland: die Tiere könnten die Afrikanische Schweinepest aus Polen einschleppen.

© dpa

GREIFSWALD-RIEMS. Nach einem ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest in Polen fordert ein Bundesinstitut stärkere Untersuchungen von Wildschweinen in Deutschland. Der hochinfektiöse Erreger habe mittlerweile mit Litauen und Polen zwei EU-Länder erreicht und bewege sich nach Westen, sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Professor Thomas Mettenleiter, auf der Insel Riems am Mittwoch.

Insbesondere in den an Polen angrenzenden Bundesländern sollten tot aufgefundene und krank erlegte Wildschweine auf den Erreger untersucht werden, heißt es in einer aktuellen Empfehlung des Bundesforschungsinstituts.

Auch in den nicht an Polen angrenzenden Bundesländern sei besondere Aufmerksamkeit geboten, sagte Mettenleiter. Der für den Menschen ungefährliche, aber für Haus- und Wildschweine tödliche Erreger könne über mitgebrachte Rohwurstprodukte nach Deutschland eingeschleppt und über weggeworfene Speisereste übertragen werden.

Gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) gibt es keinen Impfstoff. "Der Erreger ist hochinfektiös, hochpathogen und hochstabil." Sein Genom bestehe - anders als bei der klassischen Schweinepest, deren Virus eine einsträngige RNA hat - aus einer doppelsträngigen DNA, was dem Erreger eine hohe Stabilität verleihe, sagte der Virologe.

Trotz großer Forschungsanstrengungen hätten sämtliche Versuche, einen Lebend- oder Totimpfstoff zu entwickeln, bislang zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt. In absehbarer Zeit sei damit auch nicht zu rechnen.

Kleine Mengen Körperflüssigkeiten reichen für die Infektion aus

Wie Versuche des Instituts an Haus- und Wildschweinen gezeigt hätten, führt die Infektion innerhalb weniger Tage zum Tod der Tiere. "Natürlich infizierte Tiere können im Regelfall keine Immunität ausbilden, weil sie bereits vorher daran sterben."

Der Erreger war nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts vermutlich im Jahr 2007 aus Afrika nach Georgien eingeschleppt worden und hatte sich von dort über Russland nach Weißrussland, die Ukraine, Litauen und Polen ausgebreitet.

Der natürliche Wirt des Erregers sind das afrikanischen Warzenschwein und die Buschschweine, wie Mettenleiter sagte. Im Gegensatz zu den Wild- und Hausschweinen erkranken sie aber nicht nach einer Infektion.

Das ASP-Virus kann laut Mettenleiter über geringste Mengen Blut und Körperflüssigkeiten von Rotte zu Rotte weitergetragen werden. Potenzielles Einfallstor seien auch Jagdtrophäen oder nicht gereinigte Jagdutensilien.

Bei einem Nachweis des Erregers in deutschen Wildschweinen würden zunächst Sperrbezirke eingerichtet, um den Handel mit Tieren aus diesem Areal zu unterbinden. Bei einer Einschleppung in Hausschweinbestände müssten laut der Schweinepestverordnung die betroffenen Tiere gekeult werden.

Der Landesjagdverband in Mecklenburg-Vorpommern ist auf ein dichtes Kontrollnetz vorbereitet. "Wir haben bereits Übung darin", sagte Verbandsmitarbeiter Rainer Pirzkall und erinnerte an die Klassische Schweinepest in den 1990er Jahren. Damals sei jedes geschossene Tier auf den Erreger untersucht worden. (dpa)

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