Gestörter Stoffwechsel
Warum schlank manchmal krank macht
Erstaunlich: Fast jeder fünfte Schlanke hat einen gestörten Stoffwechsel. Wissenschaftler raten Ärzten, auf die Beine ihrer Patienten zu achten – und zu bedenken, dass eine Birnenform bei Frauen gesünder ist, als kein Fett an der Hüfte.
Veröffentlicht:TÜBINGEN. Knapp jeder fünfte Schlanke weist Stoffwechsel:störungen auf. Diese Tatsache – bereits aus früheren Studien bekannt – macht Forschern Kopfzerbrechen. Normalerweise finden Ärzte dieses Problem eher bei Übergewichtigen. Ein Team der Universität Tübingen hat sich diesem Phänomen angenommen und die Studienergebnisse in "Cell Metabolism" (http://dx.doi.org/10.1016/j.cmet.2017.07.008) publiziert.
Auch in dieser Metastudie fanden die Wissenschaftler bei 18 Prozent aller schlanken Probanden Stoffwechselstörungen: Sie zeigten zwei oder mehr Risiko-Parameter für ein Metabolisches Syndrom (Abdominelle Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung mit Hypertriglyzeridämie und erniedrigtem HDL-Cholesterin, Insulinresistenz bzw. gestörte Glukosetoleranz).
Ärzte sollen auf die Beine achten
Die Forscher untersuchten bei Probanden zudem das Körperfett, die Fettverteilung am Körper und den Fettanteil in der Leber mithilfe der Magnetresonanz-Spektroskopie. Dabei fanden sie etwas auffälliges: Menschen mit gestörtem Stoffwechsel hatten nur wenig Beinfett.
Auch bei anderen Parametern fanden sie Auffälligkeiten, "allerdings ist bei Schlanken das fehlende Fett an den Beinen am stärksten mit einem Risiko für einen ungesunden Stoffwechsel assoziiert", so Erstautor Prof. Norbert Stefan.
Im Interview mit der "Ärzte Zeitung" kritisiert Stefan die Fixierung auf den BMI und betont stattdessen, dass die Fettverteilung am Körper wesentlich wichtiger sei. Laut dem Professor für Innere Medizin konnten sie keine Assoziation zwischen Hüftfett und Stoffwechselproblemen finden – wohl aber bei einem erhöhtem Bauchfettanteil.
Als Ergebnis schlagen die Forscher vor, dass Ärzte schlanke Patienten mit zwei oder mehr Merkmalen des Metabolischen Syndroms gezielt auf Stoffwechselprobleme untersuchen. Fehlendes Fett an den Beinen könne ihnen dabei einen ersten Anhaltspunkt geben. (ajo)