Weiche Spirale verhindert Aneurysma-Ruptur

WIESBADEN (gwa). Radiologen sind nicht nur Diagnostiker. Mit modernen interventionellen Verfahren sind sie inzwischen auch als Therapeuten etabliert. Beispiele für solche Verfahren sind die Dilatation von Arterienstenosen, die Ablation von Tumoren etwa der Leber mit Laser oder Radiofrequenz. Ein wichtiges Verfahren ist auch der minimal-invasive Verschluß von Hirnarterien-Aneurysmen durch weiche Metallspiralen (Coiling).

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Das Coiling wurde vor sieben Jahren in Deutschland eingeführt. Inzwischen erhält an der Universität Essen durchschnittlich ein Patient pro Tag wegen eines Hirnarterien-Aneurysmas einen solchen Coil - mehr als sonst irgendwo in Deutschland. Das berichtete Professor Michael Forsting aus Essen zum Auftakt des Deutschen Röntgenkongresses in Wiesbaden.

Etwa auch an den Universitäten in Hamburg und München wird das Verfahren zunehmend häufiger angewandt. Doch bei weitem noch nicht jeder der 5500 bis 8000 Patienten in Deutschland, die eine Subarachnoidalblutung wegen eines Aneurysmas bekommen, kann mit Coiling behandelt werden.

Die 30-Tages-Mortalität ist beim Coiling viel niedriger als bei OP

Dabei hat das Verfahren im Vergleich zur Operation viele Vorteile, wie Forsting erläuterte: Die 30-Tages-Mortalität nach dem Eingriff ist mit 1,1 Prozent nur halb so hoch wie bei konventioneller Operation mit Einsatz eines Clips (Sterblichkeit 2,6 Prozent). Auch die Morbidität ist deutlich geringer: 3,7 Prozent versus 10,9 Prozent. "Wegen dieser Überlegenheit des Coilings wurde eine prospektive Studie mit 2100 Patienten vorzeitig im Herbst 2003 abgebrochen". In Essen wird bei Hirnarterien-Aneurysmen fast nur noch das Coiling angewandt, so Forsting.

Wie funktioniert das Coiling? Über die Leiste wird ein dünner Katheter in das Hirnarterien-Aneurysma geschoben und durch diesen eine dünne, selbstenfaltende Spirale, die Aussackung ausfüllt und so abdichtet. Bislang war allerdings das Risiko einer erneuten Blutung mit dieser Methode etwas höher als mit der konventionellen Operation. Doch das Problem ist durch die Entwicklung einer spezialbeschichteten Platinspirale gelöst, wie eine Studie mit etwa 100 Patienten unter anderem an der Uni Essen belegt. "Die neuen Coils sind mit einem saugfähigen Material beschichtet, sozusagen gepampert", so Forsting. Dadurch saugen sie sich mit Blut voll und dichten das Aneurysma noch besser ab.

Nach Forstings Angaben beträgt die Inzidenz von Subarachnoidalblutungen bis zu 30 pro 100 000 Einwohnern. In Deutschland sind etwa 15 000 Menschen pro Jahr betroffen, bei 30 bis 50 Prozent sind rupturierte Hirnarterien-Aneurysmen die Ursache. Werden Patienten bei einer Ruptur nicht behandelt, beträgt die Sterblichkeit 25 bis 30 Prozent; jeder dritte Überlebende behält bleibende Behinderungen zurück.

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