Neuroimmunologie

Wie bei MS auch die graue Substanz leidet

Wissenschaftler haben einen neuen Krankheitsmechanismus bei Multipler Sklerose entdeckt.

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GÖTTINGEN. Forscher der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben herausgefunden, wie Immunzellen die graue Hirnsubstanz angreifen und zerstören (Nature 2019; 566: 503–508). Diese Entdeckung ist für das Verständnis vor allem der Multiplen Sklerose (MS) und auch anderer neurologischer Erkrankungen von Bedeutung, teilt die UMG mit.

MS wurde ja lange Zeit als Erkrankung der weißen Hirnsubstanz angesehen. Doch viele Symptome lassen sich nicht durch eine alleinige Schädigung der weißen Hirnsubstanz erklären: chronische Fatigue, Gedächtnisstörungen und manchmal sogar epileptische Anfälle weisen auf eine Schädigung der grauen Hirnsubstanz hin.

Die Wissenschaftler des Instituts für Neuroimmunologie und Multiple-Sklerose-Forschung der UMG haben nun ein Modell entwickelt, mit dem sich erstmals gezielt Schädigungen in der grauen Hirnsubstanz erforschen lassen, heißt es in der Mitteilung. Über diesen Weg haben sie einen neuen Krankheitsmechanismus bei MS entdeckt. Sie fanden im Tiermodell heraus, durch welche Immunzellen bei der Erkrankung die graue Hirnsubstanz angegriffen werden könnte.

Demnach dringen Immunzellen, die gegen das in Nervenzellen vorkommende Protein betaSynuklein gerichtet sind, gezielt in die graue Substanz ein und lösen dort eine Entzündungsreaktion aus. Dadurch werden die Nervengeflechte geschädigt. Die Folge: Das Gehirn atrophiert und es kommt zu irreparablen neurologischen Ausfällen. Die Wissenschaftler entdeckten zudem, dass solche zerstörerischen Immunzellen vor allem im Blut von MS-Erkrankten mit fortschreitend-chronischem Verlauf vermehrt sind.

Diese Erkenntnisse könnten für die Diagnose und Therapie bei MS von Bedeutung sein. (eb)

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