Die Mär von der krassen Gewichtszunahme

Zigarette weg, Bikini-Figur bleibt

Wer mit dem Rauchen aufhört, wird dicker: Dieser Effekt schreckt viele ab, dabei nehmen die meisten kaum zu. Dafür profitiert das Herz in großem Maße.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Rauchverzicht ist nach Studiendaten meist nur mit einer geringen Gewichtszunahme verbunden. Das Herzkreislauf-Risiko sinkt aber drastisch.

Rauchverzicht ist nach Studiendaten meist nur mit einer geringen Gewichtszunahme verbunden. Das Herzkreislauf-Risiko sinkt aber drastisch.

© eyeQ / fotolia.com

BOSTON. Oftmals scheitert der Appell, mit dem Rauchen aufzuhören, weil viele Raucher Angst vor der Gewichtszunahme haben. Das kann bei jeder zweiten Frau und bei jedem vierten Mann der Fall sein, wie frühere Untersuchungen gezeigt haben.

Anhand von Daten der Framingham-Nachfolgestudie überprüften Wissenschaftler um Dr. Carole Clair vom Massachusetts General Hospital in Boston die Hypothese, dass die Gewichtszunahme nach einem Rauchstopp den gesundheitlichen Nutzen dieser Maßnahme nicht verringert (JAMA 2013; 309: 1014).

Im Mittel nur 1,4 Kilogramm zugenommen

In der prospektiven Kohortenstudie mit mehr als 3200 Teilnehmern über 25 Jahre analysierten die Wissenschaftler die Assoziation zwischen einer Gewichtszunahme über vier Jahre nach dem Rauchstopp und der Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse, und zwar bei Erwachsenen mit und ohne Diabetes.

Insgesamt 631 kardiovaskuläre Ereignisse - KHK, zerebrovaskuläre Ereignisse, Herzinsuffizienz - sowie Fälle von Claudicatio intermittens wurden dokumentiert.

Nach Berücksichtigung des Alters und des Geschlechts errechneten Clair und ihre Kollegen unter Nichtdiabetikern bei Rauchern eine Inzidenzrate kardiovaskulärer Ereignisse von 5,9 (pro 100 Personen und Untersuchungen), bei Exrauchern (Rauchstopp in den letzten vier Jahren) von 3,2 und bei langjährigen Exrauchern (Rauchstopp vor mehr als vier Jahren) eine Rate von 3,1. Und bei Teilnehmern, die nie geraucht hatten, lag die Rate bei 2,4.

Im Mittel nahmen diejenigen, die mit dem Rauchen aufgehört hatten, über den Zeitraum von vier Jahren 1,4 kg an Gewicht zu, also so viel wie Teilnehmer in mehreren anderen Studien.

Allerdings nahmen zwischen 10 und 15 Prozent der Raucher beim Versuch, das Laster zu beenden, deutlich mehr zu, nämlich mehr als zehn Kilogramm.

Kardiovaskuläres Risiko um 50 Prozent vermindert

Im Vergleich zu Rauchern war das kardiovaskuläre Risiko bei Teilnehmern, die mit dem Rauchen aufgehört hatten, signifikant verringert: die Hazard Ratio (HR) lag bei Berücksichtigung des Alters und des Geschlechts bei jenen, die innerhalb der letzten vier Jahre aufgehört hatten, und bei jenen, die schon länger wieder Nichtraucher waren, bei 0,5.

Das kardiovaskuläre Risiko war also um 50 Prozent verringert. Bei Nierauchern war es dagegen im Vergleich zu Rauchern um 68 Prozent verringert.

Ähnliche Werte ergaben sich bei Diabetikern. Die Berücksichtigung von kardiovaskulären Risikofaktoren und Gewichtsveränderungen führte zu ähnlichen Ergebnissen.

Ein Vorteil der Studie ist, dass die US-Ärzte sich auf klinische kardiovaskuläre Parameter statt nur auf Biomarker gestützt haben, wie es in einem Kommentar zur Studie heißt.

Nachteil sei, dass der Raucherstatus nur abgefragt und nicht anhand biochemischer Marker auch noch verifiziert wurde. Und: dass der Effekt starker Gewichtszunahmen nicht im Fokus der Analysen stand.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Keine Ausreden mehr!

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