Zuviel Übertherapie bei Pneumonie

HANNOVER (grue). Welche Keime sind bei ambulant erworbener Pneumonie am häufigsten, und welches ist die günstigste Therapie? Hierzu sammelt das vor drei Jahren gegründete Kompetenznetzwerk CAPNetz epidemiologische Daten. Ergebnisse von 2500 Patienten liegen bisher vor.

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Das CAPNetz (Community Acquired Pneumonia) umfaßt mit der jetzt neu hinzugekommenen Region Hannover bundesweit zehn lokale Netzwerke. Darauf hat Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bei einer Veranstaltung aus Anlaß der Erweiterung des Netzwerks hingewiesen.

Die von klinischen Zentren koordinierten Netze sind auf die Mitarbeit möglichst vieler niedergelassener Ärzte angewiesen, deren Patienten kostenlos geröntgt und mikrobiologisch untersucht werden (Infos und Anmeldung unter www.capnetz.de). Die wichtigsten bisher isolierten Erreger waren Pneumokokken (35 Prozent) und Haemophilus influenzae (25 Prozent). Legionellen waren zu fünf Prozent vertreten. Chlamydien kamen selten vor.

Nur jeder fünfte Patient wird nach Leitlinien behandelt

Die meisten Pneumokokken waren ausreichend Penicillin-empfindlich. Bis zu 20 Prozent seien allerdings Makrolid-resistent gewesen. Dies habe offenbar mit der üblichen Verordnung von Breitband-Antibiotika zu tun. "Weniger als 20 Prozent der ambulanten Patienten werden nach Leitlinien behandelt", sagte Welte. Viele Patienten würden übertherapiert, etwa mit einem gegen Pseudomonaden wirksamen Antibiotikum. Diese Keime seien bei CAP selten.

Schon bald sollen neue Leitlinien zur CAP-Therapie vorgelegt werden, die sich am aktuellen Erregerspektrum und der Resistenzlage orientieren. Zudem könnten Schnelltests in Zukunft dazu beitragen, das richtige Antibiotikum zu wählen, so Welte. Im CAPNetz wird ein Schnelltest geprüft, der Antigene von Pneumokokken und Legionellen im Urin nachweist.

"Schon nach zwei Stunden steht zum Beispiel fest, daß ein Patient Pneumokokken hat und zunächst nur Penicillin G braucht", sagte Welte. Die Sterblichkeit bei CAP ist hoch: Acht Prozent der Kranken sterben bei akuter Krankheit, weitere fünf Prozent in den folgenden sechs Monaten.

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