Schleswig-Holstein

6K-Kliniken: Reform muss kommen – aber Geld muss sofort fließen!

Der kommunale Klinikverbund in Schleswig-Holstein sieht Krankenkassen und das Land in der Pflicht. 6K-Chef Dr. Martin Blümke befürchtet, dass der akute Finanzbedarf durch Reformdiskussion vergessen wird.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Wir brauchen jetzt sofort Hilfe: Dr. Martin Blümke, Vorstandschef des 6-K Klinikverbunds.

Wir brauchen jetzt sofort Hilfe: Dr. Martin Blümke, Vorstandschef des 6-K Klinikverbunds.

© Dirk Schnack

Heide. Eine finanzielle Soforthilfe für Krankenhäuser fordert der Vorstandsvorsitzende des kommunalen 6K-Verbundes, Dr. Martin Blümke. Er befürchtet, dass in der aktuellen Diskussion um eine Finanzierungsreform in Vergessenheit gerät, dass schon heute zahlreiche Krankenhäuser finanziell mit dem Rücken an der Wand stehen und ungewöhnlich hohe Defizite ausweisen.

„Es ist wichtig, dass wir strukturelle Veränderungen für den stationären Bereich auf den Weg bringen. Aber es spricht keiner mehr über die akut äußerst prekäre Situation. Wir brauchen jetzt sofort Hilfe“, mahnte Blümke im Gespräch mit der Ärzte Zeitung. Der Chirurg ist Geschäftsführer der Westküstenkliniken Heide und Brunsbüttel und zugleich Vorstandschef des 6K-Verbunds aus sechs Trägern kommunaler Kliniken in Schleswig-Holstein.

Nach Informationen Blümkes gibt es in Schleswig-Holstein bis auf eine Ausnahme kein Krankenhaus mehr, das in diesem Jahr nicht ins Defizit rutscht. Blümke sieht aktuell das Land und die Krankenkassen in der Pflicht, den Krankenhäusern zu helfen:

  • Land: „Das Land ist für die Investitionskosten zuständig und hat jahrelang zu wenig getan. Das hat zum Defizit beigetragen, das jetzt ausgeglichen werden müsste“, fordert Blümke.
  • Krankenkassen: „Sie sind für die Finanzierung des laufenden Betriebs zuständig. Der ist aufgrund der deutlich gestiegenen Preise nicht mehr kostendeckend“, sagt Blümke.

„Es verbleiben trotz weitreichender Hilfszusagen nicht refinanzierte Inflationsbelastungen im Sachkostenbereich in Höhe von rund zehn Millionen Euro“, beziffert Blümke den Fehlbetrag für die 6K-Kliniken. Er und die Leiter der übrigen Mitgliedshäuser wollen sich trotz der prekären akuten Situation intensiv in den Reformprozess einbringen, für den in Schleswig-Holstein wie in vielen anderen Bundesländern eine Arbeitsgruppe an Vorschlägen für Ergänzungen feilt.

Fachkräftemangel wird immer stärker

Besonders zu berücksichtigen ist dabei aus seiner Sicht der Fachkräftemangel. „Wir brauchen Konzepte, wie wir die Versorgungssicherheit auch künftig garantieren können. Aktuell laufen wir in eine demografische Falle: Die geburtenschwachen Jahrgänge führen zu deutlich weniger Bewerbungen. Zugleich beobachten wir, dass nicht jeder die erforderliche Qualität erreicht – die Zahl der Abbrecher in den Ausbildungen steigt“, gibt Blümke zu bedenken.

Kommunale Kliniken sollten im Verbund bleiben

Zur Zukunft des 6K-Verbundes bleibt Blümke trotz Insolvenzverfahrens für eines der Mitgliedshäuser (imland Klinik in Rendsburg-Eckernförde) und noch laufenden Bieterverfahrens für ein weiteres (Klinikum Bad Bramstedt) optimistisch. Blümke setzt darauf, dass in beiden Fällen ein anderes 6K-Mitgliedshaus als Käufer zum Zuge kommt: Für imland hat sich wie berichtet das Städtische Krankenhaus Kiel um einen Einstieg beworben, für Bad Bramstedt das benachbarte Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster. „Es wäre absolut sinnvoll, diese Häuser im kommunalen Setting zu behalten. Die Abstimmung über Leistungsschwerpunkte, die ohnehin schon läuft, würde dadurch einfacher“, sagt Blümke.

Brunsbüttel als Vorbild für Eckernförde?

Für die imland Klinik wünscht er sich bei einer Übernahme aus Kiel, dass Eckernförde als Klinikstandort erhalten bleibt. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das kleine Haus in Brunsbüttel, das am WKK nach vielen Schwierigkeiten ebenfalls als kleine Klinik weiter stationäre Leistungen erbringt. Von seiner Überzeugung, dass Kommunen die richtigen Träger für Krankenhäuser sind, lässt sich Blümke auch durch die Erfahrungen der imland Klinik nicht abbringen. Dort musste trotz eines massiven Defizitausgleichs durch den Kreis ein Insolvenzverfahren eröffnet werden. Landrat Dr. Rolf Oliver Schwemer hatte daraufhin Zweifel angemeldet, ob Kommunen die richtigen Träger für Kliniken sind. Blümke dazu: „Das halte ich für eine Fehleinschätzung.“ Die finanziellen Probleme bei imland wären nach seiner Einschätzung auch in anderer Trägerschaft aufgetreten.

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