Mittwoch bleiben die Praxen zu

Apotheker und Ärzte in Brandenburg protestieren gegen Lauterbach

Unmut über den Bundesgesundheitsminister eint Apotheker und Ärzte in Brandenburg. Beide Berufsgruppen wollen am Mittwoch Praxen und Offizine zeitweise schließen.

Veröffentlicht:

Potsdam. Apotheker und Mediziner in Brandenburg wollen am Mittwoch gegen die Vergütungsregelungen im Gesundheitswesen protestieren.

Am Montag kündigten sowohl der Apothekerverband als auch der Hausärzteverband Brandenburg Protestaktionen an. „Die aktuelle Vergütung unserer Arbeit entspricht in keiner Weise den immer weiter steigenden Anforderungen an uns Arztpraxen“, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbands, die Walslebener Allgemeinmedizinerin Dr. Karin Harre.

Inflation, steigende Gehälter, höhere Energie- und Mietkosten sowie der wachsende Aufwand für Bürokratie und Digitalisierung entzögen den Praxen die wirtschaftliche Grundlage. Daher würden „zahlreiche Praxen“ am Mittwoch geschlossen bleiben oder ihr Versorgungsangebot einschränken.

Apotheker wollen sich Stream der Lauterbach-Rede anschauen

Der Brandenburger Apothekerverband wiederum rief seine Mitglieder auf, in der Zeit von 13 bis 16 Uhr ihre Türen geschlossen zu halten. Damit protestiere man erneut gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

„Die Apothekerinnen und Apotheker wollen wissen, warum sich Lauterbach weigert, die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Stillstand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung und insbesondere an die stark gestiegenen Betriebskosten anzupassen“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg, Olaf Behrendt. Während der Schließung wollen sich die Apotheker den Stream einer Lauterbach-Rede vom Deutschen Apothekertag in Düsseldorf ansehen.

Unterstützung erhielten die Verbände am Montag vom gesundheitspolitischen Sprecher der Brandenburger Linken, Ronny Kretschmer. „Der Bundesgesundheitsminister darf sich angesichts der aktuellen Finanzierungsprobleme im Gesundheitsbereich nicht länger blind und taub stellen“, erklärte Kretschmer.

Linken-Politiker: „Abwarten verschärft die Probleme“

„Egal ob Apotheken, ambulante ärztliche oder zahnärztliche Versorgung oder Pflege: Die Probleme liegen auf der Hand“, so Kretschmer. Mangelnde Finanzierung der Leistung und mangelhafte Refinanzierung der Kostensteigerungen bedingt durch Inflation, Energiepreise und berechtigte Personalkostensteigerungen bedürften endlich Lösungen. „Abwarten verschärft die Probleme“, sagte Kretschmer.

Das Apothekensterben erreiche Brandenburg ebenso wie die drohenden Insolvenzen märkischer Kliniken. Nötig seien entschlossenes Handeln und mehr Geld, um Reformen zu ermöglichen und die gesundheitliche Daseinsvorsorge zu sichern.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach „macht extrem viele Baustellen auf“, sagte die Gesundheitspolitikerin der Grünen, die Lychener Landtagsabgeordnete Carla Kniestedt. „Wir haben eigentlich schon gut zu tun mit der Krankenhausreform, wo noch nicht alles fertig ist.“ Nur mit Sparen werde man das Gesundheitssystem „nicht auf die Füße bekommen“. Über höhere Honorare müsse man zumindest nachdenken. (lass)

Mehr zum Thema

Gesundheitsberufe

Mehr internationale Azubis in der Pflege

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Leere Wartezimmer: Vor allem alte Menschen und chronisch Kranke, haben sich als Risikopatienten zeitweise nicht mehr in die Praxen getraut.

© ArtmannWitte / Alamy / mauritius images

Gesundheitswesen im Corona-Schock: eine erste Bilanz

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?

Lesetipps
Adipöse Kinder und Jugendliche tragen für den Rest ihres Lebens eine enorme Bürde mit sich. Die Folgen zeichnen sich bereits im Kindesalter ab und erstrecken sich bis ins Erwachsenenalter.

© kwanchaichaiudom / stock.adobe.com

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Hoffnung auf neue Medikamente zur Gewichtsreduktion bei Kindern