Kleeblattstrategie hat sich bewährt

Corona hat Kooperation der Kliniken beflügelt

Einer koordiniert, die anderen arbeiten zu: Die Kleeblattstrategie mit ihrem Single Point of Contact (SPoC) zur Verteilung von Corona-Patienten hat gewirkt, bilanzieren Klinikmanager auf dem „Gesundheitskongress des Westens“. Nicht nur die SPoC sollen dauerhaft bleiben.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Notgedrungen mussten die Kliniken in der Pandemie enger zusammenarbeiten. Daraus lassen sich Lehren für die Zukunft ziehen, sind sich Klinikmanager einig.

Notgedrungen mussten die Kliniken in der Pandemie enger zusammenarbeiten. Daraus lassen sich Lehren für die Zukunft ziehen, sind sich Klinikmanager einig.

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Köln. Die Corona-Pandemie hat etwas geschafft, woran sich Politiker, Berater und Verbände bislang oft die Zähne ausgebissen haben: Die Herausforderungen in der Krise haben die Krankenhäuser dazu gebracht, miteinander zu kooperieren und sich in der Versorgung der Patienten abzustimmen.

„Alle haben die Kommunikation und den Umgang miteinander verbessert“, berichtete Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), auf dem „Gesundheitskongress des Westens 2021“ in Köln. Die Erfahrungen werden in der Zukunft weiterwirken, erwartet er.

Blum verwies auf die vom Robert Koch-Institut gemeinsam mit Bund und Ländern entwickelte Kleeblatt-Strategie: Die Bundesrepublik ist in fünf Kleeblätter unterteilt worden, die jeweils von einer Stelle aus koordiniert werden, dem Single Point of Contact (SPoC). Ziel ist die Verlegung von Patienten zwischen den einzelnen Kleeblättern, um die Überlastung einzelner Regionen zu verhindern. „Das hat reibungslos geklappt, die Krankenhäuser haben einander geholfen“, sagte er. Darauf könne man stolz sein.

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„Kleeblatt-Struktur“ hat funktioniert

Der KGNW-Geschäftsführer geht davon aus, dass es die SPoC weiterhin geben wird. „Sie werden helfen, die Kapazitäten in Krisenzeiten zu bündeln.“ Auch das virtuelle Krankenhaus in NRW zeigt seiner Meinung nach die Vorteile der Kooperation zwischen den Kliniken.

Seit Ende März 2020 haben Experten der Unikliniken Aachen und Münster bei der Versorgung von schwer an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten rund 3000 Telekonsile mit ihren Kollegen in nordrhein-westfälischen Kliniken durchgeführt. Rund 450 Erkrankte konnten telemedizinisch begleitet und dadurch weitgehend vor Ort versorgt werden. Nur 30 mussten doch verlegt werden. „Das war ein richtiger Fortschritt“, betonte Blum.

Beim virtuellen Krankenhaus habe sich auch die in NRW entwickelte elektronische Fallakte (eFA) bewährt. Die eFA zielt auf die Arzt-zu-Arzt-Kommunikation. Die Patienten stimmen der Freigabe der Informationen zu und können sie selbst einsehen.

Die große Herausforderung besteht für Blum jetzt darin, die Fallakte zu einem Teil der elektronischen Patientenakte (ePA) zu machen. „Die ePA würde in ihren Möglichkeiten erweitert, damit Ärzte eine schnelle und gute Kommunikation untereinander haben.“

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Ad-hoc-Netzwerke zur Versorgung

Unter dem Eindruck der Pandemie haben sich an vielen Stellen Ad-hoc-Netzwerke gebildet, und zwar sowohl für die Versorgung von COVID-Patienten als auch für die anderen, sagte Jens Bussmann, Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands. „Sie waren oft so organisiert, dass eine klare Aufgabenverteilung vorgenommen wurde und es eine gestufte Versorgung gab.“ Oft habe dabei ein Universitätsklinikum die Versorgung koordiniert.

„Dieses Leitbild sollte man weiterführen und sich auch nach der Pandemie daran orientieren“, betonte Bussmann. Das könnte seiner Meinung nach dazu beitragen, die Herausforderungen durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel zu meistern. Ohne eine Effizienzsteigerung wird das nicht möglich sein, ist er überzeugt.

Zur Stärkung von Kooperationen sei es notwendig, verstärkt auf die neuen technologischen Möglichkeiten zu setzen. Das gelte auch für die sektorübergreifende Kooperation. „Die Informationen über die Patienten müssen für alle so verfügbar sein, dass keine Versorgungsbrüche entstehen“, erläuterte Bussmann.

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