Sachsen-Anhalt

Drohender Zahnärztemangel: Sind mehr Studienplätze die Lösung?

Die Zahnärzte schlagen Alarm: In Sachsen-Anhalt drohen bald gravierende Versorgungsprobleme. Wie reagiert die Politik darauf?

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Magdeburg/Halle. Vor dem Hintergrund des drohenden Zahnärztemangels sieht das Gesundheitsministerium Sachsen-Anhalt in einer Erhöhung der Studienplätze keine erfolgversprechende Maßnahme.

„Die Aufstockung der Studienplätze selbst bedeutet nicht gleichzeitig, dass die ausgebildeten Fachkräfte dann in Sachsen-Anhalt tätig werden“, sagte ein Sprecher von Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Stattdessen müssten mehr Absolventen nach dem Studium im Land gehalten werden. Außerdem fordert die Landesregierung von den Kommunen, Ärzten verstärkt bei der Suche nach Praxisräumen, einem Kitaplatz, einer Wohnung oder eines Baugrundstückes zu helfen.

„In allen Regionen Zahnärztemangel absehbar“

Laut der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) haben im vergangenen Jahr 55 Zahnarztpraxen ohne eine Nachfolge geschlossen. „Ich schätze die Situation als sehr dramatisch ein“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Dorit Richter Anfang Januar. In allen Regionen des Landes sei ein Zahnärztemangel absehbar. 40 Prozent der Behandlerinnen und Behandler seien 60 Jahre alt oder älter. „Wenn wir da nicht schnellstmöglich eine Lösung finden, wird das im Desaster enden“, sagte Richter.

Im Landtag gibt es durchaus Stimmen, die auf mehr Studienplätze drängen. „Eine Ausweitung der Studienplatzkapazitäten in Halle muss aktiv geprüft werden“, sagte der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Tobias Krull. Außerdem sollte das Land das Stipendienprogramm der KZV unterstützen.

Kooperation mit der ungarischen Universität Pécs

In Halle gibt es pro Jahr etwa 40 Absolventen im Bereich Zahnmedizin, von denen aber häufig nur wenige im Land blieben. Die KZV will Nachwuchsmediziner über Stipendien deshalb an das Land binden. Dies geschieht über eine Kooperation mit der ungarischen Universität Pécs.

Die Studentinnen und Studenten müssen anders als in Deutschland kein Top-Abitur mitbringen, auch mit einem Notendurchschnitt von bis zu 2,6 ist ein Studium möglich. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten, nach dem Studium mindestens fünf Jahre in Sachsen-Anhalt als Zahnärzte zu arbeiten.

„Man muss da manche Sachen einfach ausprobieren“

Auf das Programm setzt auch Konstantin Pott (FDP). Der Vorteil sei, dass die Absolventen später in Sachsen-Anhalt tätig sein würden. „Das können wir ausbauen.“ Aber auch in Halle müsse man die Absolventen besser an Sachsen-Anhalt binden. Dies ginge beispielsweise über mehr Praktika im Studium und den Aufbau eines Netzwerks. „Man muss da manche Sachen einfach ausprobieren“, so Pott.

Viele Abgeordnete halten zudem eine Landzahnarztquote für sinnvoll – Absolventen in Halle sollen sich also verpflichten, nach dem Studium in Sachsen-Anhalt tätig zu sein. Doch laut der SPD-Fraktion können auf diese Weise nur 3 der 40 Plätze vergeben werden. „Es muss viel mehr getan werden, um die Absolventen im Land zu halten“, sagte ein Sprecher.

Die Opposition im Landtag macht Druck. „Wir müssen endlich handeln, statt zu reden“, sagte AfD-Co-Fraktionschef Ulrich Siegmund. Nötig sei eine generelle Erhöhung der Studienplätze.

Auch die Linke fordert mehr Studienplätze. „Das haben die aktuelle aber auch bereits die vorherigen Landesregierungen vergeigt“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin Nicole Anger. Hier müsse dringend etwas getan werden, damit sich der Mangel nicht noch mehr verschärfe.

Linke und Grünen plädieren außerdem für die Betreibung von Gesundheitszentren, die Ärzten auch Angestelltenverhältnisse oder Teilzeit ermöglichen. Stipendien oder Unterstützungsprogramme für die Praxisübernahme könnten ergänzende Bausteine sein, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Susan Sziborra-Seidlitz. „Eine bloße Steigerung der Studienplätze wird das Problem nicht lösen.“ (dpa)

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Kommentare
Andreas Hoffmann 21.01.202411:48 Uhr

Eine attraktive Vergütung bei gleichzeitigem Bürokratieabbau wäre die einfachste Lösung - politisch aber nicht gewollt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

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