Kommentar
Immer noch viel Kakofonie in der Corona-Politik
Der saarländische Ministerpräsident Hans berühmt sich gerne einer erfolgreichen Corona-Politik. Die hohe Impfquote in seinem Bundesland scheint ihm dabei Recht zu geben. Doch sie überdeckt zugleich einen Schlingerkurs, der Fachleuten schon mehrmals Sorgenfalten auf die Stirn zauberte – etwa bei der Aufhebung fast aller Beschränkungen bei Freiluftveranstaltungen trotz des Anrollens der vierten Welle.
Nun hat er offenbar die Reaktivierung von Impfzentren durchgesetzt, trotz der noch vor wenigen Tagen erkennbaren Skepsis des Gesundheitsministeriums. Erstaunlicherweise erfolgt die ungebetene „Unterstützung der Hausärzte“ nicht in der Landeshauptstadt, sondern in zwei Kreisstädten. Nachdem die Niedergelassenen schon in der ersten Jahreshälfte bewiesen haben, dass sie trotz bisher magerer Honorierung das Impfen gut hinbekommen, scheint bei Hans plötzlich die Befürchtung entscheidend, vielleicht doch am Ende etwas zu versäumen.
Die Zentren sind bekanntlich teuer. Derweil finanziert die KV und damit der Ärzteschaft selbst zusätzliche Anreize, um in den Praxen die Drehzahl des Turbos noch weiter zu erhöhen – dort wäre auch staatliches Geld effektiver eingesetzt.
Die Ärzte regen sich darüber inzwischen öffentlich gar nicht mehr auf. Kein Wunder angesichts der inkonsequenten Corona-Politik, die sie vor Ort ausbaden müssen. Jüngstes Beispiel: die Gesundheitsminister empfehlen Boostern für alle, die STIKO hält zunächst die Impfung der über 70-Jährigen für wichtig und das RKI empfiehlt dies der Personengruppe „60 plus“. Die Diskussionen über die Termin-Priorisierungen können dann ja die Praxismitarbeiter führen.