Erhöhung der Landarztquote gefordert

KV: Sachsen-Anhalt braucht dringend mehr Kinder- und Jugendärzte

In Sachsen-Anhalt wird die kinderärztliche Versorgung immer schwieriger. KV und Pädiater schlagen Alarm und fordern unter anderem mehr Medizinstudienplätze sowie eine höhere Landarztquote.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Kinder und Familien haben es zunehmend schwer, in Sachsen-Anhalt einen Kinderarzt zu finden, der noch Termine frei hat.

Kinder und Familien haben es zunehmend schwer, in Sachsen-Anhalt einen Kinderarzt zu finden, der noch Termine frei hat.

© Robert Kneschke / Zoonar / picture alliance

Magdeburg. Die KV Sachsen-Anhalt (KVSA) und der Landesverband Leitender Kinder- und Jugendärzte (VLKKD) warnten am Freitag vor fehlenden Kinder- und Jugendärzten in dem Bundesland. Es sei dringend erforderlich, mehr Medizinstudienplätze bereitzustellen.

Derzeit sind im ambulanten Bereich sieben Kinderarztstellen nicht besetzt. KVSA-Vorstand Dr. Jörg Böhme befürchtet, dass es bis 2030 zwischen 47 und 60 Kinderärzte fehlen könnten. „Wir hoffen auf jeden Kinderarzt, der nicht gleich mit 65 Jahren in den Ruhestand geht“.

Zu wenige Mediziner kommen nach

Das Durchschnittsalter niedergelassener Kinder- und Jugendärzte liegt in Sachsen-Anhalt bei 52 Jahren – 32 Prozent haben das 60. Lebensjahr überschritten und zehn Prozent sind bereits heute 65 Jahre und älter. Sie alle behandeln im Schnitt 1.100 Patienten pro Quartal. Tendenz steigend, denn auch in Sachsen-Anhalt steigt die Zahl der Minderjährigen – allein seit 2015 stieg ihr Anteil um 3,5 Prozent.

Der KV-Vorstand forderte mehr Studienplätze für Mediziner und eine höhere Landarztquote. Zwar hätten in diesem Jahr erstmals 26 statt bislang 20 Frauen und Männer einen Studienplatz über die Quote erhalten, doch das sei nicht genug, zumal die Gesamtzahl der Studienplätze dadurch nicht gestiegen sei. Zu wenig Medizinstudenten also, von denen wiederum zu wenig eine Weiterbildung in der Kinder- und Jugendmedizin anstrebten.

Gefahren für die Weiterbildung

„Ohne Kinderstation keine Weiterbildung.” Dr. Matthias Heiduk, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Magdeburg (KMD) und Vorsitzender des VLKKD-Landesverbandes, sieht einen direkten Zusammenhang zwischen Facharztmangel und Klinikschließungen. „Je mehr Kinderkliniken schließen, desto weniger Fachärzte.” Schließlich erfolge der Großteil der kinderärztlichen Weiterbildung in Krankenhäusern.

Ursache dieser Misere sei das Vergütungssystem, das den hohen Aufwand kinderärztlicher Versorgung nicht im Ansatz abbilde. Die Leidtragenden seien Kinder und Eltern, aber auch Ärzte und Pflegende in den verbleibenden Einrichtungen, die immer häufiger an ihre Kapazitätsgrenzen stießen.

Telemedizin wird immer wichtiger

„Wir behandeln in Magdeburg mittlerweile Patienten aus dem gesamten Norden Sachsen-Anhalts", so Matthias Heiduk, der aktuell gemeinsam mit Kollegen der Unikinderklinik überlegt, wie die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen im nördlichen Sachsen-Anhalt – auch mit Unterstützung der Telemedizin – sichergestellt werden kann.

Ein neues Schräubchen aber bringe ein defektes Getriebe nicht zum Laufen. Auch mit Blick auf die Weiterbildung junger Mediziner und Pflegekräfte für die Kindermedizin fordert Heiduk deshalb von der Politik neue Konzepte einer krankenhausträgerübergreifenden Bedarfsplanung sowie Lösungen zur Eindämmung von Zeitarbeit in der Medizin. „Immer häufiger wechseln fest angestellte Ärzte und Pflegende in eine lukrativere Honorartätigkeit. Das ist nicht nur teuer, sondern verschärft unseren Personalmangel umso mehr.”

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