Kriminalstatistik

Brandenburg: Mehr als 40 Übergriffe auf Sanitäter im Jahr 2021 – Land weiß nichts von Gewalt in Praxen

Statistische Zahlen darüber, wie oft es in Praxen zu Gewalttaten kommt, gibt es in Brandenburg nicht. Anders sieht es dagegen bei den Rettungsdiensten aus.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Rettungsdienst in Brandenburg: Über 40 Übergriffe auf Mitarbeiter zählte die Polizei im Jahr 2021.

Rettungsdienst in Brandenburg: Über 40 Übergriffe auf Mitarbeiter zählte die Polizei im Jahr 2021.

© Ralf Hirschberger / dpa-Zentralbild

Potsdam. In Brandenburg gab es im Jahr 2021 insgesamt 40 Übergriffe auf Mitarbeiter von Rettungsdiensten. Dabei wurden 54 Opfer gezählt. Das geht aus der Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums auf eine „Kleine Anfrage“ der CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Saskia Ludwig und Professor Michael Schierack hervor, die der Ärzte Zeitung vorab vorliegt. Schierack ist niedergelassener Orthopäde in Cottbus und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag.

Grundlage für die Zahlen sind die Angaben der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Sie wurde nach Straftaten wie Körperverletzung, Nötigung oder Bedrohung durchsucht, bei denen als Opfer „sonstige Rettungsdienste außer Feuerwehr“ eingetragen waren. „Gewalt gegen Rettungsdienste, auch gegen das medizinische Personal in Rettungsstellen, ist völlig inakzeptabel“, sagte Schierack auf Nachfrage. „Insbesondere der Bundesgesetzgeber ist hier gefordert, Wiederholungstäter und Intensivtäter an weiteren Taten zu hindern.“

Zahl der Gewalttaten in Praxen unbekannt

Keine Informationen hat die Landesregierung dagegen über Gewalttaten gegen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Sie seien der Kriminalstatistik nicht entnehmbar, heißt es in der parlamentarischen Antwort. Allerdings weisen die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung schon seit Jahren auf immer häufigere Gewalttaten in Praxen hin.

Im Oktober 2021 hat die Brandenburger Polizei deswegen ein Faltblatt zum Thema Gewalt in Praxen veröffentlicht. Sowohl die Kammer als auch die Kassenärzte bieten ihren Mitgliedern einschlägige Präventionsseminare an. „Wir wissen, dass die Aggressivität in den ärztlichen Praxen und Rettungsstellen zunimmt“, sagt Schierack.

Schierack: Habe meinen Mitarbeitern Seminar bezahlt

In seiner eigenen Praxis habe es bislang noch keine körperliche Gewalt gegeben. Er erlebe aber „sehr häufig verbale Angriffe auf meine Schwestern.“ Das Praxispersonal sei deswegen mittlerweile in Deeskalation geschult. „Das sind teure Lehrgänge, die wir selbst zahlen – sie sind aber leider nötig“, sagte Schierack. Er würde sich wünschen, dass das Phänomen der Gewalt gegen Rettungskräfte und Praxismitarbeiter generell stärker beachtet und angegangen werde.

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