Corona-Impfung

Neues Anmeldeverfahren für Ü-80-Jährige im Saarland

Betagte Impfwillige ins Rennen zu schicken nach einem der raren Impftermine war keine gute Idee: Die saarländische Landesregierung hat daher das Anmeldeverfahren für die über 80-Jährigen verändert. Diese Gruppe erhält nun Informationen auch per Brief.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht: | aktualisiert:
Haben nach den ersten harschen Kritiken an der Terminvergabe für Impfungen nachgebessert und verteidigen die Kontaktbeschränkungen: Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann und Ministerpräsident Tobias Hans (beide CDU).

Haben nach den ersten harschen Kritiken an der Terminvergabe für Impfungen nachgebessert und verteidigen die Kontaktbeschränkungen: Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann und Ministerpräsident Tobias Hans (beide CDU).

© picture alliance / BeckerBredel

Saarbrücken. Breitflächige Corona-Impfaktionen in den saarländischen Hausarztpraxen werden nach Einschätzung von Gesundheitsministerin Monika Bachmann erst im Sommer starten. „Nach jetzigem Stand ist dies Mitte des Jahres denkbar“, sagte die CDU-Politikerin.

Allerdings deutete sie an, dass die Hausärzte möglicherweise im Rahmen von Hausbesuchen schon weitaus früher bei der Impfung älterer, immobiler Menschen eine Rolle spielen könnten. „Wir sind in guten Gesprächen“, erklärte Bachmann.

Nach ihren Angaben sind im Saarland bis vergangenen Donnerstag bereits über 7000 Impfungen verabreicht und an rund 40 Prozent der Pflege- und Altersheimen Impfaktionen durch mobile Teams durchgeführt worden. Der Betrieb in den zentralen Impfzentren laufe reibungslos und könne jederzeit bei Lieferung größerer Impfstoffmengen hochgefahren werden.

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„Windhundverfahren“ kritisiert

Die Landesregierung hatte Anfang Januar die Anmeldung für Impftermine nach massiver Kritik am „Windhundverfahren“ geändert und durch eine Warteliste ersetzt. Mehr als 17000 Termine waren noch im Dezember nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ vergeben worden. Die Warteliste wird nun abhängig von den Lieferungen kontinuierlich abgearbeitet.

Außerdem haben die Gemeinden laut Staatssekretär Stephan Kolling zugesagt, die über 80-Jährigen anzuschreiben und sie auf das Anmeldeverfahren hinzuweisen. Zusätzlich würden Hilfsverbände und Seniorenbeauftragte gebeten, die betagten Impfwilligen bei einer Online-Buchung zu unterstützen.

Nach der Anmeldung bekomme jeder einen Barcode zugeteilt, der im gesamten komplett digitalisierten Verfahren in der Patientenakte bis hin zur Dokumentation der Charge mitlaufe. Schließlich sei die Hotline des Landes, über die man sich auch anmelden kann, inzwischen auf 120 Personen aufgestockt worden. Mit den Buchungsvorgängen hat das Saarland die Unternehmen Teleperformance und Samedi beauftragt.

lmpfstoff direkt in Kliniken geliefert

„Nachgesteuert“ wurde bei Mitarbeitern der Krankenhäuser. Hier werden den COVID-Schwerpunktkliniken Impfstoff direkt zugeteilt, den sie dann in Eigenregie an das Personal verimpfen können. Damit entfällt für die Mitarbeiter das Aufsuchen der Impfzentren.

Ministerpräsident Tobias Hans hatte zuvor in einer Sondersitzung des Landtags die europäische Beschaffung von Impfstoff ebenso verteidigt wie den Verzicht Deutschlands auf eine Notfallzulassung nach britischem Muster. Zudem befürwortete er unter Hinweis auf die Belastungsgrenzen des Klinikpersonals und die ungewissen Folgen mutierter Viren strenge Kontaktbeschränkungen.

Gesundheitsausschuss betroffen

Allerdings lasse das Saarland bei Härtefällen auch den Kontakt eines Hausstands mit zwei weiteren Personen zu. Als Beispiele nannte er ein pflegebedürftiges Ehepaar oder die Beaufsichtigung mehrerer Kinder einer im Gesundheitswesen unentbehrlichen Mitarbeiterin.

Oppositionsführer Oskar Lafontaine von den Linken mahnte mehr statistisches Material an, etwa um die Infektionsrisiken an verschiedenen Orten wie ÖPNV, Kleinhandel oder Gastronomie besser abschätzen zu können. Weiter verlangte er eine staatliche Förderung der Forschung nach antiviralen Mitteln und rief dazu auf, bei der Impfstoffverteilung die Entwicklungsländer angemessen zu berücksichtigen.

Bei der Landtagssitzung fehlte ein Viertel der Abgeordneten, nachdem die Pandemie nun ausgerechnet den Gesundheitsausschuss erreicht hatte. Nachdem eine Abgeordnete positiv getestet wurde, hatten auch die übrigen elf Ausschuss-Mitglieder freiwillig darauf verzichtet, an der Debatte teilzunehmen.

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