Nach Vorwurf der Datenmanipulation

Pädiaterin Simone Fulda tritt als Kieler Uni-Präsidentin zurück

Die Kieler Uni-Präsidentin und Krebsforscherin Simone Fulda wirft angesichts des Vorwurfs wissenschaftlicher Verfehlungen das Handtuch. Sie zieht sich von dem Spitzenposten zurück.

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Simone Fulda

Nicht länger CAU-Präsidentin: Professorin Simone Fulda (Archivbild)

© Frank Molter / dpa

Kiel. Die Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Professorin Simone Fulda, stellt ihr Amt zur Verfügung. Das teilte die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Krebsforscherin in einer Erklärung der CAU am Samstag mit. „In Verantwortung für die Universität und schweren Herzens gehe ich diesen Schritt“, sagte Fulda.

Hintergrund sind Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens, die die Medizinprofessorin entschieden zurückgewiesen hatte. Der NDR und die „Kieler Nachrichten“ hatten vor wenigen Tagen zuerst über einen Beitrag des Wissenschaftsjournalisten Leonid Schneider in seinem Blog „For Better Science“ berichtet.

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Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) äußerte großen Respekt für Fuldas Entscheidung. Fulda stand seit Oktober 2020 an der Spitze der Kieler Uni.

„In unseren Gesprächen hat sie mir versichert, dass eine Prüfung der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) sie von allen Vorwürfen des wissenschaftlichen oder ethischen Fehlverhaltens freizeichnen wird“, so Prien. „Dennoch erkennt sie die aktuelle Debatte als Schaden nicht nur für ihre Person, sondern auch für den gesamten Hochschulstandort.“ Fulda ist seit 2018 auch Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Universität ringt um Ruf

Die im Raum stehenden Vorwürfe hätten über Monate die Exzellenzanstrengungen der CAU überschattet, sagte Prien. „Die CAU muss jetzt in den kommenden Wochen zur Ruhe kommen und sich gänzlich darauf konzentrieren, mit den beiden bestehenden Exzellenzclustern erfolgreich zu bleiben.“ Mit weiteren Exzellenzanträgen war die Uni kürzlich gescheitert. Prien betonte: „Frau Prof. Fulda hat in den vergangenen Jahren mit großem Engagement an der CAU gewirkt und sich um ihre Universität verdient gemacht.“

Die Kanzlerin der CAU, Claudia Ricarda Meyer, äußerte außerordentliches Bedauern über Fuldas Rückzug. „Wir zollen ihr größten Respekt für diese Entscheidung und danken ihr sehr für ihr außergewöhnliches Engagement in den vergangenen Jahren.“

Hinsichtlich der Vorwürfe zur angeblichen Datenmanipulation, die aktuell gegenüber Simone Fulda sowie Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen anderer Forschungseinrichtungen gestellt werden, gelte weiterhin die Unschuldsvermutung, betonte Meyer. Diese Vorwürfe würden derzeit sorgfältig nach Richtlinien guter wissenschaftlicher Praxis durch die zuständigen Einrichtungen geprüft.

Bis zur Wiederbesetzung des Präsidial-Amtes soll ein Interims-Präsidium die Geschäfte der CAU leiten. Dem Gremium gehören den Angaben zufolge die Vizepräsidentin Professorin Catherine Cleophas (Wirtschaftsinformatik), die Kanzlerin sowie die Vizepräsidenten Professor Markus Hundt (Germanistik), Professor Eckhard Quandt (Materialwissenschaften) und Professor Ralph Schneider (Geowissenschaften) an. Ein Arbeitsschwerpunkt des Interim-Präsidiums werde die Vorbereitung der Folgeanträge für die bestehenden Exzellenzcluster sein. (dpa/eb)

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