Position der Landesregierung

Pharma und Biotech sind „Wachstumstreiber“ in Baden-Württemberg

Die baden-württembergische Landesregierung sieht die Branchen Pharma, Medizintechnik und Biotechnologie im Aufwind. Mit Blick auf die Gesetzgebung der Ampel mahnt sie: Die Stärke des Standorts steht und fällt mit einer verlässlichen Regulatorik.

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann im April dieses Jahres bei der Eröffnung eines Entwicklungszentrums für Biotechnologie des Unternehmens Boehringer in Biberach.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann im April dieses Jahres bei der Eröffnung eines Entwicklungszentrums für Biotechnologie des Unternehmens Boehringer in Biberach.

© Stefan Puchner / picture alliance

Stuttgart. Die Branchen Pharma, Medizintechnik und Biotechnologie gewinnen in Baden-Württemberg immer mehr an Bedeutung. Das hat das Landeswirtschaftsministerium auf eine Anfrage von FDP-Abgeordneten im Landtag erklärt. Diese Branchen entwickelten „sich immer mehr zu entscheidenden Wachstumstreibern und Jobmotoren“, heißt es.

Insgesamt sei die Gesundheitsindustrie im Südwesten mit 1.100 Unternehmen vertreten, die im Jahr 2020 einen Umsatz von 23,28 Milliarden Euro erwirtschaftet und dabei 88.235 Menschen beschäftigt haben. Gewichtig sei dabei unter anderem die pharmazeutische Industrie: 92 Unternehmen mit 22.899 Beschäftigten haben in Baden-Württemberg den Angaben zufolge 6,51 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Die umsatzstärksten Regionen im Südwesten seien dabei Rhein-Neckar, Donau-Iller und Hochrhein-Bodensee. Die Landesregierung messe dieser Branche auch im Vergleich mit anderen Leitbranchen im Bundesland „eine hohe Relevanz zu“, heißt es in der Antwort.

Starker Pharmastandort ist nicht garantiert

Als „beachtliche Investitionen“ der vergangenen Jahre führt das Wirtschaftsministerium auf: Investitionen von Pfizer Pharma in den Produktionsstandort Freiburg (etwa 190 Millionen Euro), die Eröffnung eines Zentrums für die Entwicklung biologischer Wirkstoffe in Biberach (ca. 350 Millionen Euro) sowie der Bau einer Anlage zur Produktion biotechnologischer Medikamente durch Teva am Standort Ulm (etwa 925 Millionen Euro).

Diese starke Stellung des Pharmastandorts Baden-Württemberg sei „keine Selbstverständlichkeit“, warnt die Regierung und verweist dazu auf die Abwanderung der Generika-Industrie aus Deutschland. Dieser Prozess der Standortverlagerung sei „grundsätzlich auch im Bereich der Produktion von Impfstoffen, Biopharmazeutika und ATMP (Advanced Therapy Medicinal Products) möglich“.

Dies wäre „umso kontraproduktiver“ angesichts der engen Verzahnung von Wirkstoffentwicklung und Produktion – durch Unikliniken, Pharmaunternehmen, Biotech-Szene und Spezialmaschinenbau – in Baden-Württemberg.

Kritischer Blick auf Gesetzgebung der Ampel-Koalition

Jüngste Regelungsinitiativen auf Bundesebene kommentiert das CDU-geführte Wirtschaftsministerium in Stuttgart vor diesem Hintergrund kritisch: Das gilt etwa für das Ende Juni vom Bundestag verabschiedete Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln (ALBVVG) – vergangenen Freitag hat auch der Bundesrat dem zugestimmt.

Das Gesetz gehe jedoch aus Sicht der baden-württembergischen Landesregierung „nicht weit genug“ und enthalte „einige Schwächen, die einer effektiven Stärkung der innereuropäischen Pharmaproduktion noch entgegenstehen“. Die Bundesländer hätten das Gesetzgebungsverfahren im Bundesrat kritisch begleitet – allerdings handele es sich um ein nicht-zustimmungspflichtiges Gesetz.

Ähnlich skeptisch fällt die Bewertung der Landesregierung zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vom vergangenen Herbst aus. Auch hier seien die Einwände der Länder „letztlich zum Großteil nicht berücksichtigt“ worden. (fst)

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