Schleswig-Holstein

Preiswürdig: Mit digitaler Hilfe Sektoren verbinden

Ein Projekt zum Monitoring von COVID-19-Patienten und eines zur Prostatakrebsnachsorge sind vom Förderkreis Qualitätssicherung im Gesundheitswesen (FKQS) in Schleswig-Holstein ausgezeichnet worden. Beide dienen einer verbesserten Versorgung – mittels digitaler Hilfe.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Gesundheitsminister Garg (2. v.l.) und die FKQS-Vorsitzende Dr. Gisa Andresen überreichten die Auszeichnungen des Förderkreises an Jan Löbe von der KVSH (l.) und Dr. Rainer Schulte vom Netzwerk Onkologischer Zentren (r.).

Gesundheitsminister Garg und die FKQS-Vorsitzende Dr. Gisa Andresen überreichten die Auszeichnungen des Förderkreises an Jan Löbe von der KVSH (l.) und Dr. Rainer Schulte vom Netzwerk Onkologischer Zentren (r.).

© Dirk Schnack

Kiel. Digitalisierung kann die Gesundheitsversorgung verbessern – sowohl in der Pandemie, als auch in der Regelversorgung. Zwei Beispiele, mit denen dies gelungen ist, wurden kürzlich vom Förderkreis Qualitätssicherung im Gesundheitswesen (FKQS) in Schleswig-Holstein ausgezeichnet.

Die Versorgungsverbesserung wurde auch in der Landesregierung aufmerksam registriert, wie Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) versicherte. Bei der Preisverleihung im Kieler Sozialministerium bescheinigte er beiden Projekten Vorbildcharakter, weil sie die Sektoren verbindende Zusammenarbeit mithilfe digitaler Anwendungen stärken.

Mit einem Sonderpreis wurde das elektronische COVID-Portal im Norden ausgezeichnet. Das Portal wurde von niedergelassenen Ärzten, der KV Schleswig-Holstein, den regionalen Gesundheitsämtern und dem Gesundheitsministerium zu Beginn der Pandemie in kurzer Zeit etabliert und für ein ambulantes Monitoring von COVID-Patienten genutzt.

Start war am 1. April 2020, nach einer Entwicklungszeit von nur einer Woche. Beteiligt sind neben dem elektronischen KV-Portal für die Ärzte auch der Dienstleister Dataport für die Gesundheitsämter sowie ein internes Management-Portal für das Controlling und die Hintergrundärzte.

Messgrößen durch Hausärzte

Hausärzte haben zwei Mal täglich Messgrößen und den Gesundheitszustand von an COVID-19 erkrankten Patienten abgefragt und in das Portal eingepflegt. Gleichzeitig stellten die Gesundheitsämter Isolationsdaten der Patienten zur Verfügung. Die KV hat das Monitoring zentral gesteuert und eine hohe Beteiligung der Hausärzte sichergestellt.

Ziel war insbesondere, Krankheitskomplikationen frühzeitig zu erkennen, damit Kliniken nicht zusätzlich belastet werden und auch der Öffentliche Gesundheitsdienst in der Überwachung der Patienten entlastet werden konnte.

Seit Etablierung des ambulanten Monitorings waren bis September im Rahmen dieses Verfahrens rund 59 .000 Patienten von mehr als 2200 Ärzten betreut worden. Im Laufe der Pandemie wurde das System angepasst und verfeinert, etwa durch Rückmeldungen der Laborergebnisse.

Weitere Akteure wie etwa Pflegeheime oder mobile Impfteams wurden inzwischen ebenfalls integriert. „Mit Vernetzung untereinander und dem Austausch ist es gelungen, das stationäre System vor einer zu frühen Überlastung zu schützen“, sagte KV-Chefin Dr. Monika Schliffke.

Nachsorge per Smartphone-App

Die Bedeutung der Digitalisierung zeigt sich auch bei dem mit dem Förderpreis des FKQS ausgezeichneten Projekt zur Prostatakrebsnachsorge. Patienten werden hier mit einem digitalen Nachsorgepass in Form einer Smartphone-App durch die Nachsorge geleitet. Warum diese App zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen kann, zeigt ein Blick auf die Ausgangslage: Nachsorgetermine sind oft nicht an die Bedürfnisse des Patienten angepasst, was lange Anfahrtswege auch bei Beschwerdefreiheit nötig macht.

Bei Beschwerden wiederum muss zunächst ein Termin abgewartet werden. An der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Behandlung kommt es zu Informationsverlusten, etwa wenn ein Patient bei akuten Beschwerden vom Hausarzt direkt in ein Krankenhaus eingewiesen wird. Die Befunde der behandelnden Fachärzte liegen den Klinikärzten dann oft nicht vor.

Die Nachsorge nach Operation ist bei Prostatakrebs aber besonders wichtig, damit Rückfälle frühzeitig erkannt werden, wie Dr. Rainer Schulte vom Netzwerk Onkologischer Zentren (NOZ) bei der Preisverleihung erläuterte. Der digitale Nachsorgepass erleichtert die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten. Hausärzte können Telefonkonsile bei einem Facharzt oder anderen an der Versorgung beteiligten Therapeuten anfordern, um Fragen zur Nachsorge zu klären.

Therapieunabhängiges Angebot

Das Projekt richtet sich an alle Patienten in der Prostatakrebsnachsorge, unabhängig von der erhaltenen Therapie. Da sich die intersektorale Zusammenarbeit zwischen den Therapieformen unterscheidet, wurde im ersten Schritt mit der Seed-Brachytherapie beispielhaft eine spezielle Therapieform gewählt. Im weiteren Verlauf sollen weitere Therapieformen integriert werden.

Für das Projekt arbeiten das NOZ, die CURAVID Strahlentherapie in Lübeck und das Urologische Gesundheitszentrum Bad Schwartau sowie das Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen der Hochschule Flensburg zusammen.

Für Dr. Gisa Andresen, Vorsitzende des Förderkreises und Vizepräsidentin der Ärztekammer Schleswig-Holstein, beweisen beide Projekte, „dass die digitale Vernetzung die Versorgung verbessert und Sektorengrenzen überwindet“.

Der Förderkreis ist ein Zusammenschluss von KV, Ärztegenossenschaft und Ärztekammer im Norden mit Pharmafirmen, der gemeinsam nach Lösungen zur Qualitätssicherung und -verbesserung sucht.

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