Kommentar zu Corona-Lockerungen

Saarland geht hohes Risiko ein

Im Kampf gegen Corona startet das Saarland einen Modellversuch: Öffnungen und Testen heißt die Strategie. Mit dem Konzept gehen die saarländischen Spitzenpolitiker ein hohes Risiko ein.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:

Mut kann man der Großen Koalition im Saarland nicht absprechen. Die Regeln für den Modellversuch im Kampf gegen Corona sind gar nicht sensationell, und sie öffnen zusätzliche Chancen, unerkannte Infektionen früh aufzuspüren. Zudem: Hat die Strategie Erfolg, hat sie gar das Potenzial zu einem bundesweiten Modell – denn zumindest noch einige Zeit werden wir gezwungen sein, mit dem Virus zu leben. Schließlich ist auch noch eine Notbremse vorgesehen, wenngleich im Ernstfall Streit programmiert ist, ob sie tatsächlich gezogen werden muss.

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Dennoch werden sich die Saarländer möglicherweise schon bald die Augen reiben: Sobald die Inzidenz dauerhaft über 100 steigt, müssen sie sich einem strengen Testregime unterwerfen. Als Regierungschef Tobias Hans aber die Pläne gefühlt in allen Medien der Bundesrepublik vorstellte, kam dies vielmehr als Botschaft baldiger groß angelegter Lockerungen an. Zudem war der Zeitpunkt der Ankündigung heikel: Sogar Bundeskanzlerin Merkel reagierte pikiert, wurden doch dem Saarland gerade zusätzliche Impfdosen wegen der aus durchaus guten Gründen unkontrollierten Grenze zum Variantenrisikogebiet Frankreich zugebilligt. Und nicht zuletzt sieht die Mehrheit der Bürger eher einen erneuten kurzen und harten Lockdown als die bessere Option an und ist obendrein der vielen Alleingänge und abweichenden Regelungen einzelner Länder müde.

Die saarländischen Spitzenpolitiker gehen also ein hohes Risiko ein. Haben sie Erfolg, werden die Bürger gewinnen und Hans und seine Stellvertreterin Rehlinger zu überregionalen Hoffnungsträgern. Müssen sie aber zurückrudern, sind wieder Hoffnungen zerstört.

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