„Ziele nicht erreicht“

TK steigt aus Selektivvertrag aus – aber zumindest „sanft“

Eine bessere, zeitnahe psychotherapeutische Versorgung war das Ziel des TK-Vertrags in Baden-Württemberg. Seine Kündigung vergrätzt den MEDI-Verbund.

Von Florian Staeck Veröffentlicht:
Die TK hat sich einen Selektivvertrag in Baden-Württemberg genau angeschaut und dessen Ziele nach drei Jahren nicht als erreicht angesehen. Die Folge: Kündigung.

Die TK hat sich einen Selektivvertrag in Baden-Württemberg genau angeschaut und dessen Ziele nach drei Jahren nicht als erreicht angesehen. Die Folge: Kündigung.

© Alexander Limbach / stock.adobe.com

Stuttgart. Die Kündigung des Psychotherapievertrags zwischen der Techniker Kasse und dem Medi-Verbund sorgt in Baden-Württemberg für Irritationen.

Der Selektivvertrag nach Paragraf 140a SGB V startete am 1. April 2017 und hat eine Laufzeit von mindestens drei Jahren. Zu den Vertragszielen gehören unter anderem eine Stärkung der Gruppen- und der Kurzzeittherapie, verringerte AU-Zeiten, kürzere Wartefristen für Versicherte und insbesondere ein zeitnaher Therapiebeginn bei Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie ohne vorheriges Genehmigungsverfahren.

„Nach drei Jahren haben wir den Vertrag einer gründlichen Prüfung unterzogen. Dabei hat sich gezeigt, dass die damit verbundenen Ziele mehrheitlich nicht erreicht wurden“, sagt Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung, der „Ärzte Zeitung“. MEDI habe mit der TK über die kasseninterne Evaluation diskutiert, berichtet MEDI-Chef Dr. Werner Baumgärtner. Die Ergebnisse allerdings seien „für uns nicht nachvollziehbar gewesen“, für die TK aber der Grund, den Vertrag zu kündigen.

740 Psychotherapeuten nehmen nach TK-Angaben an dem Vertrag teil. Rund 13.400 Versicherte wurden bisher behandelt.

TK-Landeschef Vogt verweist dazu auf die Verbesserungen in der psychotherapeutischen Regelversorgung, die in den vergangenen drei Jahren erreicht worden seien. Vor diesem Hintergrund seien die „Mehrkosten des Vertrags den Beitragszahlern gegenüber nicht mehr zu rechtfertigen gewesen“, so Vogt.

„Sanften Ausstieg“ aus Vertrag vereinbart

Baumgärtner bedauert diesen Schritt auch im Namen der beteiligten Verbände ausdrücklich. Der Vertrag habe für die teilnehmenden Therapeuten „weniger Bürokratie für die Praxen und eine bessere Bezahlung“ bedeutet. Die Patienten hätten von dem schnelleren Zugang zur Therapie, von mehr Gruppentherapie und neuen, zusätzlichen Therapieformen profitiert. Er zeigte sich überzeugt, betroffene Therapeuten und Versicherte würden „die richtigen Konsequenzen aus der Kündigung ziehen“.

Positiv sei, so Baumgärtner, dass man mit der Kasse einen „sanften Ausstieg“ aus dem Vertrag vereinbart habe. Um die reibungslose Weiterversorgung sicherzustellen, gebe es einen Nachlauf von vier Quartalen bis Ende Juni 2021. Eingeschriebene Patienten könnten so noch ein Jahr nach den Vergütungskonditionen des Vertrags behandelt werden, so Vogt.

Der TK-Landeschef sagte zu, betroffene Versicherte könnten mit einem „vereinfachten Antragsverfahren“ seitens der Kasse rechen, falls der behandelnde Psychotherapeut sich für eine Weiterbehandlung in der Regelversorgung entscheidet.

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