„Prekäre Lage“
Niedersächsische Krankenhausgesellschaft stellt „Defizit-Uhr“ ins Netz
Mit einer Defizit-Uhr macht die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft auf die „prekäre Lage“ der Kliniken aufmerksam. Sie fordert ein Vorschaltgesetz zur schnellen finanziellen Hilfe.
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Spitz rechnen müssen die Krankenhäuser in Niedersachsen. 2023 erwartet die Krankenhausgesellschaft ein Defizit von rund 530 Millionen Euro.
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Hannover. Auf der Homepage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) tickt seit Dienstag eine „Defizit-Uhr“. Sie soll das „Ausmaß und die Dynamik der wirtschaftlich prekären Lage“ der Kliniken im Lande verdeutlichen, so die NKG in einer Mitteilung. Um das Defizit in den Griff zu bekommen, fordert die Krankenhausgesellschaft nun ein Vorschaltgesetz.
Laut NKG steige das Defizit der Krankenhäuser im laufenden Jahr jeden Tag um rund 1,46 Millionen Euro an. Aktuell fehlten den Kliniken somit jede Stunde 60.731 Euro. Jede Minute kämen rein rechnerisch 1.012 Euro hinzu. 2023 erwarteten die Krankenhäuser ein Defizit von insgesamt 532 Millionen Euro.
Das Gesamtdefizit, das die Krankenhäuser in Niedersachsen seit Beginn der Inflations- und Energiekostenkrise kontinuierlich ansammelten, werde sich bis zum Jahresende auf mindestens 749 Millionen Euro summieren.
Reform könnte zu spät kommen
„Die Situation der Krankenhäuser ist nach wie vor dramatisch“, sagte Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG. Die zwischenzeitliche Entscheidung des Bundesgesundheitsministers, versprochene Energiehilfen zu einem höheren Anteil als bisher geplant pauschal auszuzahlen, begrüße die Krankenhausgesellschaft zwar. Noch sei aber kein Gesetz verabschiedet und kein Geld geflossen.
„Für die übrigen ungedeckten Kostensteigerungen fehlen Signale der Bundesebene bisher sogar vollkommen. Die wirtschaftliche Schieflage der Krankenhäuser wird täglich bedrohlicher. Von einer Entwarnung kann daher keine Rede sein“, so Aldag. Die Uhr laufe „gnadenlos gegen die Krankenhäuser“.
Er forderte ein Vorschaltgesetz des Bundes zur finanziellen Stabilisierung. „Sonst wird die vom Bund angekündigte Reform für viele Krankenhäuser zu spät kommen“, so Aldag. (cben)