Kommentar zur verkürzten Pflegeausbildung

Werbeaktion setzt am falschen Ende an

„Pflege light“ ist das falsche Signal der Landesregierung in Hannover. Die Ausbildungszeit von Pflegeassistenten zu verkürzen, macht den Beruf nicht attraktiver.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

Man kann den Berufsverband für Pflegeberufe verstehen. Mit deutlichen Worten kritisiert er die Absicht des Landes Niedersachsen, den Einstieg in den Beruf der Pflegeassistenzkraft für bestimmte Bewerberinnen und Bewerber zu erleichtern: Die zweijährige Ausbildungszeit soll für sie auf ein Jahr halbiert werden.

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Voraussetzung ist, dass die Bewerberinnen irgendeine abgeschlossene Ausbildung vorweisen können oder ehrenamtliche Vorerfahrung in der Pflegeassistenz haben. Dieses Ansinnen geht nach Ansicht des Verbandes am Kern vorbei.

In der Tat lässt sich fragen, was die Ausbildung von Pflegeassistenten eigentlich noch verlangt, wenn man etwa mit der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann schon die Hälfte der Ausbildung zur Pflegeassistenz wettmachen kann.

Vielmehr wären mehr Fachkräfte nötig

Paradoxerweise erklärt die Landesregierung, mit der Aktion auch das Image der Pflegeberufe und der Pflegeassistenz aufpolieren zu wollen. Das dürfte mit dem Vorhaben gründlich gescheitert sein. Denn die ausgedünnten Inhalte schaden nicht nur letztlich den Pflegebedürftigen, sondern auch dem Ruf der Altenpflege und der Pflege allgemein.

Die Werbeaktion der Niedersachsen setzt am falschen Ende an. Denn was Patienten und Pflegebedürftige brauchen, sind Fachleute. Mehr noch. Auch der Markt lechzt nach erstklassig ausgebildeten Pflegerinnen und Pflegern und nicht nach „Pflege light“.

Tatsächlich gibt es in Niedersachsen nur 150 offene Stellen für Pflegeassistentinnen und -assistenten aber Tausende unbesetzte Stellen für Pflegeprofis. Niedersachsen sollte deshalb auf eine bessere, eine akademisierte Pflegeausbildung setzen. Nur eine attraktive Ausbildung macht auch den Beruf attraktiver.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

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