Medizinstudium
Wilhelmshaven verliert Status als Lehrkrankenhaus
Das Klinikum Wilhemshaven ist ab Mai 2020 nicht mehr Lehrkrankenhaus. Ein Rückschritt?
Veröffentlicht:Wilhelmshaven. Die Uni-Medizin Göttingen reduziert die Zahl ihrer akademischen Lehrkrankenhäuser und will unter anderen dem Klinikum Wilhelmshaven den Status eines Lehrkrankenhauses entziehen – mit möglicherweise fatalen Folgen.
Das fürchtet jedenfalls der Vareler Hausarzt Dr. Jens Wagenknecht, Vorsitzender des Bezirks Wilhelmshaven der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und Mitglied im Kammer-Vorstand.
„Die Chancen, dringend benötigten Ärztenachwuchs in die Nordseeküstenregion zu bekommen, steigen erst dann, wenn auch ein hochwertiges stationäres Angebot dauerhaft gesichert wird“, so Wagenknecht.
„Dazu trägt auch der Status als akademisches Lehrkrankenhaus entscheidend bei. Nur damit erhalten wir eine wichtige Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten wie auch für jüngere Ärztinnen und Ärzte. Ein Klinikum mit der Einstufung als akademisches Lehrkrankenhaus ist auch immens wichtig für die Aus- und Verbund-Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten.“
Kündigung greift zum 18. Mai 2020
Die Kündigung durch die Unimedizin Göttingen greift zum 18. Mai 2020, also zu Beginn des nächsten PJ. Nachdem der Gesetzgeber das PJ neu geordnet hat, habe man in Göttingen alle Verträge überarbeitet. So habe der Fakultätsrat der Unimedizin festgelegt, dass die Zahl der Lehrkrankenhäuser konstant bei 20 bleiben soll, teilt die Unimedizin Göttingen auf Anfrage mit.
„Die Lehrkrankenhäuser in der Nähe des Standortes UMG nehmen inzwischen deutlich mehr PJler auf. Insofern intensiviert die UMG die Zusammenarbeit mit diesen Krankenhäusern unter dem Status „Lehrkrankenhaus“ in der Nähe von Göttingen“, hieß es.
Bei der Durchsicht habe sich gezeigt, „dass nur relativ wenige Göttinger Mediziner ihr PJ am Klinikum in Wilhelmshaven absolvieren.“ So seien in dem zugrunde gelegten Zeitraum von neun Jahren jährlich durchschnittlich nur sechs Studierende aus Göttingen zum PJ nach Bremerhaven gegangen. Auch der Klinik für Neurologie in Sanderbusch nahe Wilhelmshaven wurde der Lehrklinikvertrag gekündigt sowie dem Klinikum Lippe Detmold.
Maßnahmen laufen ins Leere
„Alle Maßnahmen der Nachwuchsförderung, laufen ins Leere, wenn die Option, das PJ in Wilhelmshaven abzuleisten, nicht besteht“, sagt Wagenknecht. So lädt die Kammer in regelmäßigen zum „Landerleben“ in die friesische Provinz.
Während Naht- oder Ultraschallkursen soll der Nachwuchs die Versorgung vor Ort kennenlernen, erste Kontakte knüpfen können und vielleicht Geschmack finden an PJ oder später einer Niederlassung in der Küstenregion Niedersachsens, so Wagenknecht zur „Ärzte Zeitung“.
Darum fordert er: „Wilhelmshaven muss akademischer Lehrstandort bleiben!“ Vielleicht wird es das auch. Denn unterdessen orientiere sich das Klinikum Wilhelmshaven nach Oldenburg mit der dritten und jüngsten medizinischen Fakultät in Niedersachsen, erklärt eine Sprecherin des Hauses: „Wir sind in Gesprächen“. (cben)