Asse: Keine überhöhte Strahlenbelastung

Das Atommüll-Endlager Asse hat in den vergangenen Jahren immer wieder Negativschlagzeilen gemacht. Zuletzt wegen einer deutlich höheren Zahl von Krebserkrankungen in der Region. Für die Mitarbeiter gibt das Bundesamt für Strahlenschutz allerdings Entwarnung.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Ein Mitarbeiter der Schachtanlage Asse vor gelagerten Fässern mit radioaktivem Müll.

Ein Mitarbeiter der Schachtanlage Asse vor gelagerten Fässern mit radioaktivem Müll.

© dpa

WOLFENBÜTTEL. Keine Krebsgefahr durch Atommüll-Endlager Asse in Niedersachsen erkennbar, so die Erkenntnis des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Allerdings geben die Experten auch zu, dass vollständige Ausgangsdaten fehlen.

So teilte das BfS nach Abschluss eines ersten Studienabschnittes mit: "Die abgeschätzte Strahlenbelastung im Endlager Asse ist zu gering, als dass dadurch nach dem Stand von Wissenschaft und Technik bei den Beschäftigten nachweisbar Krebserkrankungen ausgelöst werden könnten."

Niedrige Werte, aber auch unvollständige Unterlagen

Das Bundesamt hat die Strahlenbelastung auf der Basis der vorhandenen anonymisierten Mess- und Beschäftigungsdaten des früheren Betreibers der Asse, des Helmholtz Zentrum München (HMGU), abgeschätzt.

Mit der Studie liege "erstmals eine umfassende, aussagefähige Dokumentation der Strahlenbelastung für alle 700 Mitarbeiter vor, die von 1967 bis 2008 bei der Schachtanlage Asse II beschäftigt waren", hieß es.

Diese Gesamt-Berufslebensdosis der Mitarbeiter liege danach im Durchschnitt bei zwölf Millisievert und im höchsten Fall bei einem Beschäftigten bei 115 Millisievert, so das BfS. "Diese Werte liegen unter dem Grenzwert für die Berufslebensdosis von 400 Millisievert. Allerdings ist zu beachten, dass grundsätzlich jede Strahlenbelastung mit einem gewissen Krebsrisiko verbunden ist", so das BfS.

Die für die rund 700 Beschäftigten ermittelte Strahlenbelastung von durchschnittlich zwölf und höchstens 115 Millisievert im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit auf der Asse liege in einem Dosisbereich, der weit niedriger bis etwa gleich hoch ist wie die natürliche Strahlenbelastung.

Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es in Einzelfällen zu höheren Strahlenbelastungen gekommen ist, die nicht dokumentiert worden sind, heißt es in dem Bericht. Dies soll durch einen zweiten Schritt des Gesundheitsmonitorings Asse geklärt werden.

Allerdings: Die der Studie zu Grunde liegenden Dokumentationsdaten der HMGU sind offenbar unvollständig. Es "existierten Widersprüche zwischen den dokumentierten Arbeitsabläufen auf der Asse und Berichten einzelner ehemaliger Mitarbeiter", so das BfS. Diese Widersprüche beträfen etwa das Tragen der persönlichen Filmdosimeter und des Umgangs mit kontaminierten Salzlösungen.

Krebsregister liefert alarmierende Zahlen

Die BfS-Untersuchung war angestrengt worden, nachdem drei ehemalige Beschäftigte der Schachtanlage Asse II, die an Krebs erkrankt waren und die ihre Erkrankung auf ihre Tätigkeit in der Asse zurückführen, im Jahr 2009 an die Öffentlichkeit getreten waren und Anzeige erstattet haben.

Zudem hatte das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen im vergangenen Herbst alarmierende Zahlen vorgelegt. Im Umfeld des unterirdischen Atommüll-Lagers der Samtgemeinde Asse erkrankten danach zwischen 2002 und 2009 genau 18 Menschen an Leukämie - statistisch erwartbar wären 8,5.

An Schilddrüsenkrebs erkrankten 12 Menschen - statistisch erwartbar wären 3,9. Und zwischen 2002 und 2008 starben elf Menschen in der fraglichen Region an Leukämie und damit doppelt so viele wie im Rest des Landkreises.

Die Asse GmbH, die 2009 vom BfS mit der Betriebsführung beauftragt wurde, will in einem zweiten Schritt des Gesundheitsmonitorings alle ehemaligen und derzeitigen Beschäftigten anschreiben und über die Ergebnisse des ersten Schrittes informieren.

Dabei geht es um eine individuelle Bewertung, ob die Beschäftigten einer Strahlenbelastung ausgesetzt waren, die nachweislich zu Krebserkrankungen führen kann.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an