Lebensretter

Berlin schockt – Der nächste Defi ist nicht weit entfernt

Gemeinsam gegen den plötzlichen Herztod: Der ASB Berlin und Schrittmacher-Entwickler Biotronik arbeiten künftig enger zusammen. Im Fokus: Defibrillatoren. Ein Projekt läuft bereits.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Biotronik-Standortleiter Dr. Olaf Dippel (links) und Wolf Michalowski zeigen, wie Reanimation funktioniert.

Biotronik-Standortleiter Dr. Olaf Dippel (links) und Wolf Michalowski zeigen, wie Reanimation funktioniert.

© BIOTRONIK SE & Co. KG

BERLIN. Ein Mensch sackt unvermittelt in sich zusammen, liegt regungslos auf dem Boden, atmet nicht mehr. Hunderttausende Male schlägt die Herzattacke jedes Jahr in Deutschland zu. 100.000 bis 200.000 Menschen jährlich fallen ihr zum Opfer.

Schnelle Hilfe, im Idealfall der Einsatz eines Automatisierten Externen Defibrillators (AED), kurz Defi, kann Leben retten. Doch obwohl der Umgang mit den Geräten längst zum Standard in Erste Hilfe-Kursen gehört, traut sich Umfragen zufolge nicht einmal jeder zweite, einen Defi selbst zu bedienen.

In Berlin haben der Arbeitersamariterbund (ASB) und die Biotronik SE & Co. KG, Entwickler und Hersteller von Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren, nun eine Partnerschaft im Engagement gegen den plötzlichen Herztod vorgestellt. Anlass sind die bevorstehenden Herzwochen 2017 im November.

"Wir glauben, dass in vielen Fällen der plötzliche Herztod vermieden werden kann – vor allem durch Aufklärung und das beherzte Eingreifen von Helfern", sagte Biotronik-Standortleiter Dr.Olaf Dippel.

Defi-Register auf dem Handy

  • Herzwochen 2017
  • Das schwache Herz: Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz" lautet das Motto der diesjährigen Herzwochen
  • Den kompletten November hindurch gibt es verschiedene Veranstaltungen zum Thema Herzschwäche
  • Programm und weitere Informationen unter www.herzstiftung.de/herzwochen.html

Das Medizintechnikunternehmen und der ASB arbeiten schon seit Beginn des Jahres in der Initiative "Berlin schockt" zusammen. Darüber sollen die Standorte öffentlich zugänglicher Defibrillatoren bekannter werden. Zudem sollen die Berliner dazu animiert werden, die Geräte im Notfall auch einzusetzen. Die wichtigste Botschaft: Auch ungeübte Ersthelfer können mit den AED nichts falsch machen.

"Den einzigen Fehler, den jemand begehen kann, ist nichts zu tun", sagte ASB-Trainer Wolf Michalowski bei der Vorstellung der Kampagne in Berlin. Im Notfall kommt es auf jede Sekunde an. In jeder Minute, die verstreicht, sinke die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent berichtete Thomas Brüggemann von Biotronik.

Beatmung ist zweitrangig

Der Auslöser eines plötzlichen Herztodes sei oft das Kammerflimmern, beschrieb Brüggemann den Ablauf. In der Folge zucke das Herz nur noch unkoordiniert, das Gehirn werde nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Brüggemann riet, auf jeden Fall sofort nach dem obligatorischen Anruf bei der Rettungsleitstelle (112) mit einer Herzdruckmassage zu beginnen. So gelangten weiter Blut und Sauerstoff ins Gehirn, die Überlebenswahrscheinlichkeit steige. Die Beatmung sei zweitrangig.

Helfer stehen dann vor dem Problem, den nächsten Defi zu finden. Dafür hat der ASB mit Unterstützung von Biotronik die kostenfreie App "Berlin schockt" entwickelt, die die bekannten Standorte von AED und im Notfall den nächsterreichbaren anzeigt.

"Ziel der Kampagne ist es, sämtliche AED-Geräte im Großraum Berlin zu registrieren, um ein möglichst großes Netz an öffentlich zugänglichen Defibrillatoren zu schaffen", erklärt ASB-Landesgeschäftsführer Jörg Hinderberger. Zudem übermittelt die App auch Standortdaten an die Notrufleitstelle und lotst so die Fahrer der Rettungsfahrzeuge, auch wenn den Ersthelfern der genaue Unfallort nicht bekannt ist.

Die App "Berlin schockt" bietet zudem Gelegenheit, Defibrillatoren zu melden und registrieren zu lassen. In Berlin sind derzeit 204 Standorte gemeldet. Die Gebäude sind der besseren Auffindbarkeit halber zudem abgebildet. Beim ASB geht man von tausenden weiterer Geräte allein in Berlin aus.

Ein vergleichbares Konzept verfolgt auch die App "mydefibri", deren Betreiber ein bundesweites Defibrillatoren-Register anstreben. Ziel des "definetz" ist eigenen Angaben zufolge eine europaweite Plattform für die schnelle Defi-Suche aufzubauen.

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