Ehrenamt

Besuchsdienst sorgt für gute Laune auf Station

Zehn Ehrenamtliche besuchen regelmäßig Säuglinge, Kinder und Jugendliche in der Kölner Uniklinik. Das ist nicht nur gut gegen Langeweile, sondern auch wichtig, um wieder gesund zu werden.

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Beim Kinderbesuchsdienst sollen vor allem Eltern entlastet werden, die nicht ständig in die Klinik kommen können.

Beim Kinderbesuchsdienst sollen vor allem Eltern entlastet werden, die nicht ständig in die Klinik kommen können.

© Bart Sadowski / iStock

KÖLN. Behutsam öffnet Marina Berning die Plastikklappe der Wiege. Das Baby schläft. Ganz vorsichtig legt die 23-Jährige die bunt gepunktete Decke zur Seite. "Kinder sind wie eine Wärmflasche", sagt sie und zieht ihre Strickjacke aus. Dann nimmt sie das kleine Mädchen heraus, hält es auf der Brust, setzt sich aufs Bett und überprüft, ob der Schlauch noch richtig sitzt. Er führt zu einer Maschine, die eine gleichmäßige Linie zeichnet. Berning streichelt dem Säugling sanft über die leichten, ganz dichten schwarzen Haare. Am vorderen Kopf trägt das kleine Mädchen ein Pflaster, die Wunden daneben verheilen, der Wundschorf zeugt davon.

Die Polizistin Marina Berning gehört zu den zehn ehrenamtlichen Frauen, die sich im Krankenhausbesuchsdienst der Kölner Uniklinik engagieren. Einmal pro Woche, manchmal auch häufiger, wenn ihre Schicht es erlaubt, kommt sie ins Krankenhaus, um mit Kindern und Jugendlichen zu spielen, zu malen und sie auf andere Gedanken zu bringen. Oder um ihnen einfach nur nahe zu sein, so wie dem erst ein paar Wochen alten Säugling, der immer noch ruhig schläft.

"Du bist aber eine liebe, süße Maus", flüstert sie dem Baby zu. Die Ehrenamtliche kannte die kleine Patientin vorher nicht und weiß auch nicht, weshalb sie im Krankenhaus ist. Sie spreche nicht viel über die Krankheit, sagt sie. "Ich soll ja Abwechslung bringen."

Entlastung für Eltern

Genau das sei wichtig für den Genesungsprozess, erklärt Professor Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln. "So merken die jungen Patienten, dass es ein Leben außerhalb und nach der Klinik für sie gibt." Der Kinderbesuchsdienst ist eine Entlastung für Eltern, die nicht ständig bei ihren Kindern sein können oder eine Pause brauchen. "Viele Eltern sind froh über die Ehrenamtlichen und stimmen den Besuchen zu."

Das liege auch daran, dass der Kinderschutzbund als Träger des Besuchsdienstes die Teilnehmer sorgfältig auswähle und begleite: Wer sich engagieren möchte, muss nach einem ausführlichen Gespräch ein Gesundheits- und Führungszeugnis vorlegen und mindestens fünf Mal mit einer erfahrenen Ehrenamtlichen mitgehen, erklärt Claudia Reindl, die beim Kinderschutzbund für die Ehrenamtsarbeit zuständig ist. Bei regelmäßigen Teamtreffen können sich die Ehrenamtlichen austauschen und Erfahrungen teilen.

Dieses Prozedere hat Marina Berning vor zwei Jahren durchlaufen. Sie wollte sich ehrenamtlich engagieren, gerne mit Kindern. Ihre Schwester, selbst Kinderkrankenschwester, hat ihr den Besuchsdienst empfohlen. Dieses Angebot gibt es in vielen Kliniken Deutschlands mit Patienten aller Altersgruppen, oft vermittelt durch Kirchengemeinden. Anfangs hatte Berning noch Angst, etwas falsch zu machen. "Aber es ist ja immer jemand da." Das Kind in ihren Armen ist mittlerweile aufgewacht.

"Na, gut geschlafen?", flüstert Berning. Das Baby schaut sie mit großen Augen an, bewegt die kleinen Fingerchen und brabbelt, als wollte es antworten. "Den Kleinen kann man auch gut etwas vorsingen. Die stört es nicht, wenn man keine super Sängerin ist", sagt die 23-Jährige. Viel Zeit hat sie jedoch nicht mehr. Am Abend wartet die Spätschicht auf sie.

Ablenkung bei der Dialyse

Ein paar Häuser weiter geht es deutlich lebhafter zu. Sechs Kinder sitzen sich in der Kinderdialyse gegenüber, drei auf jeder Seite. Die Fenster schmücken Girlanden und Clowns, passend zu Karneval. Manche Kinder hören Musik, ein Junge muss mit seiner Mutter Hausaufgaben machen, ein Mädchen singt, eine Freundin begleitet sie auf der Gitarre. Und Kiara gewinnt bei "Mensch ärgere dich nicht" gegen Cornelia Bahr. Die Siebenjährige würfelt eine Fünf, ihre rote Figur darf die blaue von Conny, wie sie die 51 Jahre alte Kölnerin nennt, rausschmeißen.

"Ich kann dich ja gar nicht mehr einholen", sagt Bahr betont traurig. Kiara kann sich vor Freude kaum halten. Wenn sie lacht, zeigt sie eine große Zahnlücke.

Eine Stunde und 41 Minuten zeigt das Dialysegerät, mit dem Kiara über zwei Schläuche verbunden ist. So lange muss ihr Blut noch gereinigt werden, so lange muss sie auf dem Stuhl sitzen bleiben. Montags, mittwochs und freitags kommt die Grundschülerin für je dreieinhalb Stunden hierher, an zwei Tagen ist auch Cornelia Bahr da. "Die Zeit vergeht schnell, wenn man die ganze Zeit etwas gemeinsam macht", sagt sie, während Kiara ihr mit Filzstiften einen Stern auf die Hand malt. "Der wird ja größer, als ich dachte", sagt sie zu dem Mädchen. "Und jetzt kommt noch Pink!", antwortet Kiara.

Da Bahr sich gerade beruflich neu orientiert, hat sie die Zeit für das Ehrenamt. Seit Sommer 2016 kommt sie regelmäßig auf die Kinderdialyse, so lange kennt sie Kiara schon. Mit dem Ehrenamt hat sich auch ihr Blick auf Krankheiten verändert. Organspenden haben jetzt einen anderen Stellenwert, erzählt sie. Das Schicksal der Kinder beschäftige sie manchmal, doch die guten Seiten überwiegen für die Ehrenamtliche: "Wenn ich den Kindern eine gute Zeit schenke, schenken sie mir das genauso zurück." (dpa)

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