Deutscher Arzt betreut bei der WM das Team von Togo

Von Patrick Hagen Veröffentlicht:

Togo gilt als Mutterland des Voodoo-Kults. Auch Fußball-Fans gehen zu Priestern, sogenannten Féticheuren, um die eigene Mannschaft stärken oder den Gegner schwächen zu lassen. Das stellte der deutsche Physiotherapeut Peter Zunke fest, als er 1989 die togoische Nationalmannschaft betreute. "Die Féticheure haben einen riesigen Einfluß auf die Mannschaft gehabt", sagt Zunke. Teilweise hätten sie in die Mannschaftsaufstellung eingegriffen.

Bei der Fußball-WM in Deutschland, wo das Nationalteam nach dem Rücktritt des aus Deutschland stammenden Nationaltrainers Otto Pfister zeitweise führungslos dastand, hat die togoische Mannschaft keine Féticheure dabei. Dafür hat der Verband sich den Bochumer Sportmediziner Dr. Joachim Schubert als Teamarzt gesichert.

"Das ist die Krönung eines Sportmedizinerdaseins", sagt der 52jährige. "Ich möchte eine spannende Zeit haben und weitere sportmedizinische Erfahrungen sammeln." Die Spieler, die er während der Weltmeisterschaft jeden Tag betreut, hat Schubert erst kurz vor dem Turnier zum ersten Mal gesehen - bei einem Testspiel am 14. Mai gegen Saudi-Arabien.

Ihr WM-Quartier haben die Togoer, die heute ihr Auftaktspiel gegen Südkorea bestreiten, in Wangen im Allgäu bezogen. Schubert hat dort jeden Spieler untersucht. Die FIFA verlangt, daß alle Fußballer gemäß eines Untersuchungsbogens, der einen allgemeinärztlichen, kardiologischen und orthopädischen Teil enthält, durchgecheckt werden. Die togoische Mannschaft hat einen Kooperationsvertrag mit einem Kreiskrankenhaus geschlossen und kann die Röntgengeräte und Computertomographen der Klinik benutzen.

Nach Togo vermittelt wurde Schubert vom ehemaligen togoischen Bundesligaprofi Bachirou Salou. Eines Abends habe ihn Togos am Freitag zurückgetretener deutscher Trainer Otto Pfister angerufen, erzählt Schubert. "Das ist eine Folge der guten Kontakte aus meiner Bundesligazeit."

Schubert war zehn Jahre Mannschaftsarzt beim VfL Bochum. Aus dieser Zeit kennt er immer noch viele Trainer und Spieler. "Diese Verbindungen sind nie abgerissen." Schubert ist in der Fußballwelt gefragt. Auch Klaus Toppmöller, derzeit Nationaltrainer Georgiens, hat ihn als medizinischen Berater engagiert. Beide kennen sich aus Bochum, wo Toppmöller Trainer war.

Vor der endgültigen Zusage für die WM mußte Schubert die Zustimmung seiner Praxiskollegen einholen. Er arbeitet mit neun Medizinern im privatärztlichen Praxiszentrum Bochum. "Meine Kollegen hatten ein Vetorecht", sagt er. Schubert wird für mindestens sechs Wochen ausfallen - sollte Togo das Achtelfinale erreichen, sogar länger. Innerhalb des Praxiszentrums arbeiten Spezialisten der Sportmedizin zusammen.

"Die Patienten können sich bei uns direkt an einen Orthopäden, Neurologen oder Endokrinologen wenden", sagt Schubert, der sich selbst als Allround-Sportmediziner bezeichnet. Um auf die Anforderungen von Leistungssportlern besser eingehen zu können, hat Schubert mit zwei Kollegen im vergangenen Jahr das Deutsche Institut für Sportmedizin und Sportpsychologie gegründet. "Sportmedizin schlägt eine Brücke zwischen der inneren Medizin und den Bereichen, die den gesamten Bewegungsapparat betreffen."

Die Chancen von Togo bei der WM beurteilt Schubert vorsichtig. Auf dem Papier sei die Mannschaft in ihrer Gruppe mit Südkorea, Frankreich und der Schweiz die schwächste. "Es ist aber kaum einzuschätzen, wie gut sie tatsächlich sind."

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