COVID-19-Folge

Corona hat Homeoffice salonfähig gemacht

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Gerne in den eigenen vier Wänden: Die Pandemie hat bewiesen, dass sich auch von zuhause aus produktiv arbeiten lässt.

Gerne in den eigenen vier Wänden: Die Pandemie hat bewiesen, dass sich auch von zuhause aus produktiv arbeiten lässt.

© Jürgen Fälchle / stock.adobe.com

München. Trotz des Endes der Corona-Pandemie hat der Erreger das Arbeitsleben nach übereinstimmender Einschätzung in Wirtschaft und Wissenschaft dauerhaft verändert. Insbesondere die Arbeit im Heimbüro hat sich drei Jahre nach Beginn des ersten Corona-Lockdowns fest etabliert. Weder die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) noch der DGB oder das Münchner Ifo-Institut gehen davon aus, dass Angestellte wieder in ehedem gewohnter Zahl im Büro arbeiten werden. „Homeoffice und Videokonferenzen sind heute gelebte Praxis in den Unternehmen und nicht mehr aus dem betrieblichen Alltag wegzudenken“, so vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Am 21. März 2020 hatte der erste Corona-Lockdown mit rigiden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen begonnen – bis hin zur Absperrung von Spiel- und Sportplätzen. Nach einer aktuellen vbw-Studie bieten mittlerweile 96 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor wenigstens für einen Teil der Belegschaft die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice. 2019, Vor Beginn der Pandemie, taten das erst etwas mehr als die Hälfte der Betriebe.

Zuhause teilweise produktiver

„Demzufolge ist auch davon auszugehen, dass die tatsächlichen Homeoffice-Tage sprunghaft angestiegen sind“, sagt Brossardt. Videokonferenzen sind mittlerweile in 93 Prozent der Unternehmen Alltag, 2019 waren es nur 26 Prozent. Laut dem Münchner Ifo-Institut hat sich der Anteil der Beschäftigten, die zu Hause arbeiten, bei etwa einem Viertel stabilisiert. In manchen Branchen sind die Heimarbeiter nach wie vor in der großen Mehrheit, so bei den IT-Dienstleistern mit über 70 Prozent.

Die einstige Sorge vieler Unternehmen, dass bei unbeaufsichtigten Arbeitnehmern im Homeoffice der Schlendrian Einzug halten würde, habe sich bislang nicht bewahrheitet. „In der Regel senkt Homeoffice die Produktivität nicht, teilweise sind Produktivitätssteigerungen sogar messbar, bei steigender Job-Zufriedenheit der Beschäftigten“, sagt Jean-Victor Alipour, vom Ifo-Institut.

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Negative Produktivitätseffekte des Arbeitens im Homeoffice seien vor allem in der Anfangszeit der Pandemie dokumentiert worden, als die Unternehmen sich anpassen mussten. „Homeoffice gehört für viele zur neuen Normalität, wenngleich sich der Nutzungsgrad in Abhängigkeit von der beruflichen Tätigkeit sowie des Qualifikationsniveaus doch stark unterscheidet“, sagt auch der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl.

Werden Präsenzberufe unpopulär?

Eine Hauptsorge vieler Unternehmen ist der Fachkräftemangel, der sich in Zukunft voraussichtlich verschärfen wird. Eine offene Frage ist, ob langfristig Berufe unpopulärer werden, in denen Homeoffice kaum oder gar nicht möglich ist. Beispiele wären Bäcker, Bau- und Industriearbeiter ebenso wie Pflegepersonal. Wirtschaftsverbände wie die vbw pochen darauf, dass den Unternehmen die Entscheidung überlassen bleibt, ob sie Homeoffice anbieten oder nicht.

Eine weitere Frage sind mögliche Langzeitfolgen von Heimbüro und Digitalisierung für das seelische Wohlbefinden. Schon Jahre vor Beginn der Pandemie nahm die Zahl der Krankschreibungen und Arbeitsunfähigkeiten wegen psychischer Leiden zu, der Trend hält ungebrochen an. „Die Auseinandersetzungen um eine gute Gestaltung der neuen Möglichkeiten dauern an“, sagt DGB-Landesvorsitzender Stiedl. „Denn nur eine Minderheit fühlte sich durch die Verwendung digitaler Arbeitsmittel während der Pandemie entlastet.“ (dpa)

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