Mittagspause in China

Ein Nickerchen oder auch keins

Drei Monate lebt "Ärzte Zeitung"-Redakteurin Jana Kötter im Reich der Mitte. Über ihren Arbeitsalltag in einer chinesischen Redaktion kann sie manchmal nur staunen.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Arbeitsalltag in einem chinesischen Großraumbüro. Mittagspausen sind meist recht ausgedehnt.

Arbeitsalltag in einem chinesischen Großraumbüro. Mittagspausen sind meist recht ausgedehnt.

© abaca / dpa

PEKING. Dass Arbeitnehmer ihren Biorhythmus richtig nutzen, kann auch für einen Arbeitgeber von Interesse sein. Denn nur wenn der Körper fit und der Geist wach ist, laufen Angestellte zu Hochtouren auf.

Sich nach dem Mittagessen erst einmal zum Schläfchen auf den Schreibtisch zu legen, käme in deutschen Büros jedoch trotzdem nicht in Frage.

Hier in China ist das anders. Als ich das erste Mal in das Großraumbüro der chinesischen Redaktion, in der ich während meiner letzten Wochen im Reich der Mitte einen Einblick in die hiesige Medienarbeit gewinne, ankam, habe ich über die Kissen, die sich auf den kleinen Schriebtisch-Trennwänden stapeln, zunächst gelächelt.

Und dann nicht schlecht gestaunt, als nach unserem Mittagessen tatsächlich einige Kollegen zugegriffen, die Tastatur abgepolstert und sich mit dem Kopf auf den Schreibtisch gelegt haben.

Das mag zunächst befremdlich klingen, aber ökonomisch und vor allem gesundheitlich ist es vermutlich sogar erstrebenswerter, einen sogenannten "Powernap" zu halten als sich mit der nächsten Tasse Kaffee durch das Mittagstief zu schlagen!

Tatsächlich kommen so aber schnell eineinhalb oder gar zwei Stunden Mittagspause zusammen, wenn wir mittags außerhalb des Büros essen. Meine Kollegin hat mich sogar ausgelacht, als ich ihr sagte, dass in Deutschland eine Stunde, in vielen Firmen auch nur 30 oder 45 Minuten Pause üblich sind.

Arbeitssicherheit hat nicht den Stellenwert wie in Deutschland

Chinesisches Tagebuch

Drei Monate lang lebt "Ärzte Zeitungs"-Redakteurin Jana Kötter in Peking. In ihrer Kolumne "Chinesisches Tagebuch" berichtet sie regelmäßig aus dem Reich der Mitte. Schon erschienen sind folgende Artikel:

- Wo Spiritualität und Medizin sich mischen

- Die mystischen Bedeutungen der Blutgruppen

- Peking leidet unter Pappelflocken

- Gesundheitspflege am Strand

- Luft anhalten!

- Die große Angst vor Krankheiten

In dieser Zeit würde man hier in diesem Riesenland, wo auch für ein einfaches Mittagessen im Viertel weite Wege und Menschenmassen überwunden werden müssen, nicht weit kommen (manchmal brauche ich aus dem siebten Stock 15 Minuten nach unten, bis endlich ein Fahrstuhl hält oder er dann auf jeder Etage angehalten hat, nur um zu zeigen, dass die zugelassene Höchstmenge an Passagieren schon bei Weitem überschritten ist - da ist laufen mal wieder schneller...).

Auch Arbeitssicherheit hat - zumindest in unserem Büro - einen anderen Stellenwert als man es aus Deutschland gewohnt ist. So fährt nicht nur der Aufzug durchaus mal überladen hinauf in den siebten Stock, auch kleinere Reparaturen oder Bauarbeiten erhalten nicht immer die höchste Priorität.

So stolpert seit nunmehr zwei Wochen jeden Tag mindestens ein Kollege über ein Stück Teppich, das sich vom Boden gelöst hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand ernsthaft hinfällt und sich verletzt. Doch jedes Mal wird der Teppich einfach wieder glatt gestrichen.

Als auch ich neulich stolperte, meinte meine Kollegin dann aber sogleich fürsorglich, dass sie das weitergeben würde. Und legte sich kurz darauf erst einmal schlafen.

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 27.06.201509:49 Uhr

am kurzen Mittagsschläfchen ist "physiologisch" nichts auszusetzen,

davon sollte man allerdings die "Kollektivierung" der Lebensführung trennen. Ich habe als individualistischer Europäer bereits Bauchschmerzen mit so einem Großraumbüro. Das Arztgespräch findet auch unter 4 Augen statt, in unserer heutigen "westlichen Welt" bei Frauen allerdings immer unter 6 Augen, müsste eigentlich einen Zuschlag geben.

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