Repräsentative Studie

Flüchtlinge zufrieden mit ihrer Gesundheit

Ihre körperliche Gesundheit schätzen Geflüchtete besser ein als Deutsche, zeigt eine Befragung. Aber: In anderen Bereichen fühlen sich Deutsche eindeutig gesünder.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Flüchtlinge fühlen sich laut Studie gesünder als Deutsch.

Flüchtlinge fühlen sich laut Studie gesünder als Deutsch.

© Sven Hoppe / dpa / picture alliance

NEU-ISENBURG. Ihren eigenen Gesundheitszustand schätzen viele Flüchtlinge gut ein. Das zeigt eine Befragung von 2300 Geflüchteten durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Forschungszentrum des Bundesmigrationsamts (BAMF-FZ) und das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) am DIW Berlin.

In der repräsentativen Studie sollen insgesamt 4500 Flüchtlinge zu ihren Erfahrungen und ihrer aktuellen Lebenszufriedenheit befragt werden.

Auf einer Skala von 1 bis 5 haben die Befragten ihren Gesundheitszustand im Schnitt mit 3,92 bewertet; die allgemeine Lebenszufriedenheit im Bereich Gesundheit hat auf einer Skala von 0 bis 10 die Durchschnittsnote 7,72 erhalten. Höhere Werte bedeuten jeweils ein besseres Ergebnis.

Deutsche unzufriedener

Ein Blick auf die deutsche Vergleichsgruppe zeigt, dass die Zufriedenheit sogar höher ist als bei Personen ohne Migrationshintergrund: Diese bewerten ihren Gesundheitszustand laut der Studie mit 3,31, die gesundheitliche Lebenszufriedenheit mit 6,56.

Auch machen sich Geflüchtete laut der Befragung weniger Sorgen um ihre Gesundheit als Deutsche: Auf einer Skala von 1 bis 3 bewerteten die Flüchtlinge die gesundheitlichen Sorgen im Schnitt mit 1,61, in der Vergleichsgruppe lag der Wert bei 1,90.

Eine Erklärung, meinen die Studienautoren, könnte im vergleichsweise niedrigen Alter der Geflüchteten liegen: Bei einer multivariaten Analyse, die unter anderem die Variable Alter kontrolliert, verblieben keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geflüchteten und Personen ohne Migrationshintergrund.

"Es ist ebenfalls denkbar, dass nur vergleichsweise gesunde Menschen die vielfach strapaziösen Belastungen der langen Flucht auf sich genommen haben", heißt es.

Mehr Depressionen bei Geflüchteten

Tatsächlich relativiert sich das Ergebnis eines vergleichsweise gut eingeschätzten körperlichen Gesundheitszustands bei einem Blick auf die Depressivität: Während diese laut 2016 erhobenen Daten bei Menschen ohne Migrationshintergrund im Mittel bei 1,56 (Skalenbereich 1 bis 4) liegt, ist dieser Wert bei den Geflüchteten mit 1,85 deutlich höher.

Auch die Einsamkeit wird von Geflüchteten (2,71 auf einer Skala von 1 bis 5) höher angegeben als von Deutschen (2,03).

Auch die Fluchterfahrungen hat die Befragung thematisiert. Die Flucht ist demnach mit hohen Kosten und Risiken verbunden: Nach Angaben der Befragten lagen die durchschnittlichen Kosten der Flucht aus dem Herkunftsland der von Januar 2013 bis Januar 2016 Zugezogenen bei gut 7000 Euro.

Dabei sei die Flucht auch "mit erheblichen Risiken und Bedrohungen für die körperliche und seelische Unversehrtheit verbunden", bilanziert die Studie.

So gab ein Viertel der Befragten an, Opfer von Schiffbruch geworden zu sein, zwei Fünftel sind Opfer körperlicher Übergriffe geworden. 15 Prozent der weiblichen Geflüchteten berichten in der Befragung von sexuellen Übergriffen.

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Ein Jugendlicher hält sich den Rücken.

© kittyfly / stock.adobe.com

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?