Fluglärm-Gutachter will Studie selbst veröffentlichen
KÖLN (frk). Im Rhein-Sieg-Kreis ist es über eine Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm zum Eklat gekommen: Weil der Siegburger Landrat Frithjof Kühn die Studie seit zehn Monaten unter Verschluss hält, hat der Autor, der Bremer Epidemiologe Professor Eberhard Greiser, jetzt seinen Vertrag mit dem Kreis gekündigt und die Forschungsgelder in Höhe von 10 000 Euro zurückgezahlt.
Der Rhein-Sieg-Kreis liegt in der Einflugschneise des Flughafens Köln-Bonn. Greiser hatte Krankenhausentlassungsdaten von mehr als einer Million Versicherten aus der Stadt Köln, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Rheinisch-Bergischen Kreis im Hinblick auf Krebserkrankungen ausgewertet. Er stellte ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko bei Frauen fest, die nächtlichem Fluglärm ausgesetzt sind (wir berichteten). Im April 2009 legte Greiser den Abschlussbericht vor - und wartet seitdem vergeblich auf eine Veröffentlichung.
Der Kreis begründet das Zögern mit fachlichen Zweifeln. "Das Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises und mehrere Experten haben fachliche Nachfragen, die die Plausibilität und Validität einiger grundlegender Aussagen des Gutachtenentwurfs betreffen", teilt der Kreis mit. Greiser vermutet dagegen politische Hintergründe. Während die Stadt Siegburg für ein Nachtflugverbot am Flughafen Köln-Bonn kämpft und Klage gegen die Verlängerung der Nachtflugerlaubnis eingereicht hat, sei der Rhein-Sieg-Kreis dem Flughafen durchaus zugetan, sagt er. Greiser will die Studie nun selbst veröffentlichen.