Folgen radioaktiver Strahlung - Tipps der WHO

Veröffentlicht:

Welche Folgen radioaktiver Strahlung möglich sind und was dagegen schützt, erläutert die WHO.

Was sind akute Gesundheitsgefahren durch radioaktive Strahlung?

Übersteigt die Strahlenbelastung ein Sievert (das 300-fache der natürlichen Strahlung im Jahr), kommt es zu Symptomen wie Hautrötungen, Haarausfall und Verbrennungen sowie zur akuten Strahlenkrankheit. Dabei wird das blutbildende System im Knochenmark geschädigt. Bei höheren Dosen (über 10 Sv) werden Gastrointestinal- und Herz-Kreislauf-Organe angegriffen. Solche Strahlendosen sind weniger bei der Bevölkerung und eher bei Rettungskräften und Arbeitern in den Kernkraftwerken zu erwarten.

Was sind die Langzeitfolgen radioaktiver Strahlenbelastung?

Das Risiko für Krebs wird erhöht. Unter den Überlebenden der Atombombenangriffe stieg wenige Jahre später die Rate von Leukämie an; das Risiko für andere Krebsformen erhöhte sich mehr als zehn Jahre später. Radioaktives Jod kann bei Reaktorunfällen freigesetzt werden. Wird es eingeatmet oder geschluckt, reichert es sich besonders bei Kindern und jungen Erwachsenen in der Schilddrüse an und erhöht dort das Risiko für Krebs. Die Gefahr lässt sich durch Einnahme von Jodkalium-Tabletten verringern.

Welche Maßnahmen sind wichtig?

Strahlenbelastung vermeiden! Die Region im Umkreis von 20 Kilometer um die Kernkraftwerke in Fukushima wurde daher evakuiert. Zudem werden bei Kontaminationen Jodtabletten verteilt. Auch könnte es Beschränkungen bei Lebensmitteln geben: Belastete Produkte aus der Region der Kernkraftwerke könnten aus dem Verkehr gezogen werden. Die Bevölkerung ist aufgerufen, sich kontinuierlich zur Situation über Radio, TV und Internet zu informieren. Einnahme von oder Bevorratung mit Jodtabletten sollte nur auf Behördenrat erfolgen.

Welchen Strahlen sind wir ausgesetzt?

Die Atomkatastrophe in Japan wirft viele Fragen auf. Zwei ganz wichtige: Was ist das für eine Strahlung, der Menschen ausgesetzt sind? Und wo begegnet uns auch im Alltag radioaktive Strahlung? Die WHO versucht, Antworten zu geben.

Welche Art von Strahlung entsteht?

Wenn bestimmte Atome zerfallen, natürlich oder durch künstliche Prozesse, setzen sie Energie frei, die so genannte ionisierende Strahlung (IR). Diese Strahlung kann in Form von elektromagnetischen Wellen (Gamma- oder Röntgenstrahlen) oder in Form von Teilchen übertragen werden (Neutronen, Beta- oder Alpha-Teilchen). Atome, die strahlen, werden als Radionuklide bezeichnet.

Wann sind Menschen gewöhnlich ionisierender Strahlung ausgesetzt?

Jeder von uns ist tagtäglich einer natürlichen Strahlung aus dem Weltraum, aber auch aus anderen natürlichen radioaktiven Quellen, die sich im Boden, Wasser und der Luft befinden, ausgesetzt. Die Hauptquelle dieser natürlichen Strahlung sind Radongase. Aber auch diverse medizinische Geräte wie etwa Röntgengeräte geben Strahlung ab. Im Schnitt ist ein Mensch pro Jahr einer radioaktiven Strahlung von ungefähr 3,0 Millisievert ausgesetzt. 80 Prozent davon stammen aus natürlichen Quellen, 19,6 Prozent gehen auf Medizingeräte zurück, 0,4 Prozent auf andere künstliche Strahlung.

Wie wird die radioaktive Strahlung vom Körper aufgenommen?

Es ist möglich, dass radioaktives Material eingeatmet oder verschluckt wird, oder über Wunden in den Körper gelangt. Hierbei spricht man von einer inneren Kontamination. Es ist aber ebenso möglich, dass sich radioaktives Material auf der Haut oder Kleidung festsetzt. Diese so genannte externe Kontamination lässt sich häufig vom Körper abwaschen.

Wie sieht die Strahlenbelastung im Falle eines Unfalls in einem Atomkraftwerk aus?

Gibt es Störfälle in einem Atomkraftwerk, kann radioaktive Strahlung oder radioaktives Material in die Umwelt des Kraftwerks gelangen. Gesundheitliche Schäden gehen vor allem von zwei Radionukliden aus: radioaktivem Caesium und radioaktivem Jod. Die Bevölkerung kann geschädigt werden, indem sie diese Substanzen über die Luft, verseuchte Lebensmittel oder verseuchtes Wasser aufnimmt.

www.who.int

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Dr. Joachim Malinowski 29.03.201111:08 Uhr

Gesetzlich vorgeschriebener Hilfs-Fond für alle AKW-Betreiber

Ich plädiere für die sofortige gesetzliche Verpflichtung zur Einrichtung eines europäischen Hilfsfonds für die Opfer von AKW-Katastrophen.

Die AKW-Betreiber mit ihren milliardenschwerden Gewinnen sollten finanziell dazu verpflichtet werden, für Endlagerung, Schäden und die Folgen in der Umwelt an der Menschheit durch den Betrieb ihrer AKWs aufzukommen.

Vielleicht dämpft das auch ein wenig den Enthusiasmus der bisher Unbelehrbaren, wenn die Gewinne gegen die Schäden gegengerechnet werden.

Ich vermute dabei, dass die Schäden an der Bevölkerung und der Natur die Gewinne schon im "Normalsbetrieb" übertrifft, so dass die Entscheidung leichter fallen wird, diese Technologie wegen Unrentabilität zu verlassen.

Wenn ich als Bürger meine Nachbarn durch z.B. eine Photovoltaikanlage oder Windkraftwerk schädige, muss ich auch selbst dafür aufkommen oder mich entsprechend versichern.

Gleiches sollte unbedingt für die AKW-Betreiber gelten.

Und dann sollte man natürlich so schnell wie möglich (und es geht immer schneller als man jetzt noch behauptet, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist...) diese hochrisikoreiche und letztendlich immer tödliche / lebensverkürzende Technologie von der Erde verbannen.

Es gibt schon längst genügend bessere Alternativen!







Dr. Thomas Georg Schätzler 16.03.201116:41 Uhr

WHO empfiehlt: Strahlenbelastung vermeiden! Da können sich die Verstrahlten ja gleich erschießen?

Bedaure, liebe WHO, Ihre "Tipps" bei "Folgen radioaktiver Strahlung" erinnern fatal an den therapeutischen Nihilismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei Tuberkulose. Damals war der Aufenthalt im Höhenluftkurort Davos/Schweiz das Nonplusultra.

Literarisch verewigt in dem Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann, veröffentlicht 1924, inspiriert durch die Tuberkuloseerkrankung und -behandlung seiner Ehefrau Katia.

Freundliche, kollegiale Grüße, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren