Traumaambulanz

Hilfe für Flüchtlinge

Mehr als 800 Flüchtlinge wurden 2016 in der Kieler Traumaambulanz behandelt. Die Nachfrage steigt.

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KIEL. Schleswig-Holstein verzeichnet einen steigenden Bedarf an psychischer Behandlung von Flüchtlingen. In 2016 wurden allein an der neuen Kieler Traumaambulanz mit Schwerpunkt "Flucht und Migration" mehr als 800 Flüchtlinge behandelt. Rund 15 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche.

Zur offiziellen Einweihung – über ein Jahr nach Aufnahme der Arbeit – zeichnet sich ab, dass der Bedarf trotz rückläufiger Flüchtlingszahlen weiter zunimmt. Das liegt auch an der Haltung der Landesregierung zu diesem am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) angesiedelten Spezialangebot. Die Regierung betonte die Bedeutung des Angebotes und stockte die finanzielle Unterstützung auf. Ziel ist es, mit Hilfe einer frühen Behandlung eine mögliche Chronifizierung und anhaltende Ängste und deren Folgen wie etwa Konzentrationsstörungen und sozialer Rückzug zu verringern. "Es muss die Frage nach den menschlichen, aber auch den gesellschaftlichen Folgen von mangelnder initialer Behandlung von psychischen Störungen bei Geflüchteten und Migranten gestellt werden", sagte UKSH-Chef Professor Jens Scholz in diesem Zusammenhang.

Wie groß der Bedarf ist, zeigen aktuelle Zahlen aus Kiel: Im Juli 2016 ging man dort noch von vier Erstgesprächen pro Woche aus. Nachdem im ersten Quartal 2017 102 Neuanmeldungen verzeichnet wurden, liegt die tatsächliche Zahl nun bei durchschnittlich sieben bis acht Erstgesprächen pro Woche.

Das Erstgespräch gilt in der Traumaambulanz als zentraler Baustein der Behandlungsaufnahme. Anschließend stimmt der Behandelnde gemeinsam mit Patient und einer Koordinatorin den weiteren Behandlungsweg ab. Dabei reicht das Spektrum von einer stationären Aufnahme in akuten Krisensituationen über ambulante und psychotherapeutische Behandlung bis zu Ergotherapie und Unterstützungsangebote des Sozialdienstes. Auch eine Abstimmung mit Hilfsorganisationen, Unterkünften und Gesundheitsämtern gehört zur Unterstützung. Weil dies nicht allein über Krankenkassenleistungen abgerechnet werden kann, bezuschusst die Landesregierung die Arbeit, etwa mit der Finanzierung der Projektkoordination und Gebäudenutzung. Außer in Kiel betreibt das UKSH auch in Lübeck eine solche Ambulanz. (di)

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